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Interview mit Matthias Schrader, SinnerSchrader

"Das Internet wird Wirtschaft und Gesellschaft stärker verändern als wir es uns heute vorstellen können"

Matthias Schrader ist Mitgründer der Interaktiv-Agentur SinnerSchrader, die in diesem Jahr zum vierten Mal die next conference in Hamburg ausrichtet. Im Interview mit förderland spricht er über die Wahl des Veranstaltungsmottos, Monetarisierungsstrategien für Start-ups, Corporate Blogs und die Zukunft des Internets.

Matthias Schrader ist Mitgründer der Interaktiv-Agentur SinnerSchrader. Matthias Schrader ist Mitgründer der Interaktiv-Agentur SinnerSchrader.

förderland: Herr Schrader, Anfang Mai findet in Hamburg zum vierten Mal die next conference statt, was erwartet die Teilnehmer in diesem Jahr?

Matthias Schrader: Ich erwarte mit Spannung die Reihe der Keynotes am ersten Konferenztag mit Jeff Jarvis, Umair Haque und Andrew Keen. Sie alle werden das große Thema des Jahres 2009 aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten - die Wirtschaftskrise, welche den durch das Internet ausgelösten Strukturwandel noch einmal radikal beschleunigt. Der zweite Tag bildet wie gewohnt mit seinen parallelen Tracks den Schwerpunkt der Konferenz, dieses Jahr allerdings noch dichter und internationaler als in den vergangenen Jahren.

Die next09 steht unter dem Motto "Share Economy". Welche Überlegungen stecken hinter der Wahl des Mottos?

Schrader: Der Begriff Share Economy geht auf den Wirtschaftstheoretiker Martin Weitzman zurück. Die Grundidee lautet: Je mehr wir unseren Erfolg mit anderen teilen, umso mehr profitieren wir selbst. Dies gilt für Menschen wie für Marken. Die Ökonomie des Teilens ist heute eine der wichtigsten Triebkräfte der Internetwirtschaft. Twitter, Facebook, YouTube oder Wikipedia sind prominente Beispiele dafür.

Was bietet das Programm der next09 denn speziell für Gründer?

Schrader: Start-ups und Gründer sind ein wichtiger Teil der next-Community. Insgesamt 27 Gründer und Start-ups werden sich im Elevator Pitch und im Start-up-Track präsentieren. In einem Panel werden Andreas Schlenker von Partech und Alexander Ljung, der für SoundCloud gerade eine Finanzierung erhalten hat, über die Frage diskutieren, wie im Jahr 2009 eine Finanzierung zu bekommen ist - und wie Start-ups auch ohne zusätzliche Finanzierung überleben können.

Viele Web-Start-ups haben gute Ideen, tun sich aber schwer mit der Monetarisierung. Welche neuen Erlösmodelle sehen Sie für die Zukunft?

Schrader: Es gibt nur drei bis vier Geschäftsmodelle im Internet: Services, Werbung, Provisionen und den direkten Verkauf. In den Details steckt jede Menge Innovationspotential, aber im Grundsatz wird sich daran nichts ändern.

Nicht nur Start-ups, auch Verlage suchen nach Ideen, wie sie die Reichweite ihrer Portale in Umsätze bzw. Gewinne verwandeln können - ausschließlich über Werbung lassen sich Inhalte schwer finanzieren. Wird die Zeit des kostenlosen Contents bald vorüber sein?

Schrader: Das ist unwahrscheinlich, denn die Preise für Medien, egal ob Buch, Musik, Film oder Tageszeitung, sind immer eine Funktion der Herstellungs- und Distributionskosten. Da diese aber im Web dramatisch gesunken sind, zum Teil auf Null, wird es kaum gelingen, den Konsumenten zum Zahlen zu bewegen. Das Bezahlfernsehen ist in Deutschland auch nicht über ein Nischendasein hinausgekommen.

Viele Unternehmen tun sich schwer mit dem Web 2.0. Corporate Blogs beispielsweise sind in Deutschland wenig erfolgreich. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Schrader: SinnerSchrader betreibt ein für unsere Verhältnisse sehr erfolgreiches Unternehmensblog. Erfolg stellt sich meistens dann ein, wenn man das, was man tut, richtig und gut macht. Viele Unternehmen müssen sich noch daran gewöhnen, dass sich die Machtverhältnisse heute durch das Internet zugunsten des interaktiven Konsumenten verschoben haben.

Wie wird sich die Finanzkrise Ihrer Ansicht nach auf die Internet-Branche auswirken? Steht uns ein Massensterben der Web-Start-ups bevor?

Schrader: Die Finanzkrise hat eine Wirtschaftskrise verursacht, die nun den durch das Internet ausgelösten Strukturwandel beschleunigt. Im Unterschied zu 2001 ist nicht der Glaube an das Medium verloren gegangen, sondern viele Unternehmen hinterfragen, ob ihre Aktivitäten im Internet schon maximal effizient sind.

Das Internet ist Hoffnungsträger, damit steht die Erreichung des Optimums im Vordergrund. In der Start-up-Szene wird sich wieder einmal die Spreu vom Weizen trennen. Das ist ein normaler und gesunder Prozess. Außerdem ist jetzt die Zeit, in der die nächsten Amazons, Ebays und Googles gegründet werden.

Welches Web-Start-up hat Sie denn in letzter Zeit besonders begeistert?

Schrader: Gerade in den letzten Tagen hat mich SpeakerRate begeistert, eine Community für Event-Organisatoren, Teilnehmer und Referenten. Wir sind gerade dabei, dort das Programm der next09 einzupflegen. Die Teilnehmer können dann nach der Konferenz detailliert bewerten, was sie gesehen und und gehört haben.

Ich erhoffe mir wertvolles Feedback für die Vorbereitung der next conference 2010.

Was kommt nach dem Web 2.0? Wie wird sich das Internet - Ihrer Meinung nach - weiterentwickeln?

Schrader: Das Internet wird Wirtschaft und Gesellschaft stärker verändern als wir es uns heute vorstellen können. Der große Strukturwandel, der gerade erst begonnen hat und über den Jeff Jarvis in seiner Keynote zur Eröffnung der
next09 sprechen wird, beginnt mit einem fundamentalen Wandel unserer Beziehungen - wie wir mit anderen Menschen, aber auch mit Unternehmen verbunden und verflochten sind und wie wir handeln. Wir leben in interessanten Zeiten.

Vielen Dank für das Interview.

Die Tickets für die next09 können next conference bestellt werden. Als förderland-Leser erhalten Sie mit dem Code "Foerder468" 20 Prozent Rabatt auf Ihr Ticket.

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