ABB AG

Dunkel war's, der Mond schien helle ...

Rien ne va plus - nichts ging mehr. Am 14. August 2003 legte der wohl größte Stromausfall in der Geschichte der USA das sonst so rege öffentliche Leben im Nordosten des Landes lahm. Das Licht am Ende des Tunnels: ABB - eines der führenden Unternehmen in der Energie- und Automationstechnik. Der Konzern wurde mit der Aufrüstung des Verteilernetzes beauftragt und hat dafür gesorgt, dass die USA künftig nicht mehr im Dunkeln tappen.


Ausgerechnet zur Hauptverkehrszeit, gegen 16 Uhr, brach an besagtem Donnerstag die Stromversorgung zusammen. Tausende, die nach getaner Arbeit ihren wohlverdienten Feierabend genießen wollten, saßen bei Außentemperaturen von über 30 Grad in U-Bahnen und Zügen fest. Fahrstühle verweigerten ihren Dienst, Ampeln fielen aus, der Straßenverkehr kam zum Erliegen. Statt den Tag gemütlich mit einem Barbecue und kühlen Getränken ausklingen zu lassen, verbrachten rund 50 Millionen Menschen den Abend in völliger Dunkelheit.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

Doch, des einen Leid ist des anderen lukrativer Auftrag. Dank umfangreicher Erfahrung auf dem Gebiet der Energietechnik setzte sich die ABB, mit deutschem Firmensitz in Mannheim, gegen zahlreiche Mitbewerber durch und erhielt den Auftrag, das US-Verteilernetz aufzurüsten. Mit Hilfe von Hightech-Übertragungssystemen wurden die Stromnetze im Osten und Westen der USA miteinander verbunden, um so deren Zuverlässigkeit zu sichern. Das mitgelieferte Wide Area Monitoring PSGuard ermöglichte zudem die zuverlässige Überwachung der Übertragungsnetze und die Erweiterung der Funktionalität der bestehenden Netzleitsysteme. 

"Strom ist der Lebenssaft unserer Gesellschaft und der Treibstoff der Weltwirtschaft", erklärt Peter Smits, Leiter der Division Energietechnik von ABB. "Stromausfälle können wir uns einfach nicht leisten." Wie Recht Smits damit hat, haben die USA am eigenen Leib erfahren. Der Schaden, den der Blackout angerichtet hat, beläuft sich auf schätzungsweise sechs Milliarden US-Dollar.

Wurzeln in der Schweiz und Schweden

Die Wurzeln der heutigen ABB reichen zurück bis ins späte 19. Jahrhundert. Genauer gesagt, in die Jahre 1890 und 1891. Unabhängig voneinander entstanden in Schweden und der Schweiz, rund 1.750 Kilometern voneinander entfernt, zwei Unternehmen, die fast ein Jahrhundert später die Grundpfeiler der ABB werden sollten. Die Fusion der beiden Konzerne im Jahre 1988 machte die ABB zur weltweiten Nummer drei der Elektrotechnik und galt seinerzeit als Meilenstein der Wirtschaftsgeschichte.

Im Hohen Norden

Durch den Zusammenschluss zweier Firmen entstand 1890 in Västeras, Schweden, die Almänna Svenska Elektriska Aktiebolag (ASEA). In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konzentrierte sich das Unternehmen auf die Entwicklung von Techniken zur Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung. Daneben entwickelte und baute ASEA Elektrolokomotiven, Straßenbahnen und Züge. Als sich um 1950 der allmähliche Aufstieg der Kernenergie abzuzeichnen begann, sprang man auf diesen Zug auf. So hatte man Ende der 60er Jahre zwei Standbeine ausgebildet. Zum einen produzierte man Reaktoren für Atomkraftwerke und zum anderen war man im traditionellen Elektrizitätswerksbereich tätig. Bis zum Zusammenschluss mit Brown, Boveri & Cie. hatte sich ASEA die Vormachtstellung in der elektrotechnischen Industrie Schwedens erarbeitet.

Gleiche Zeit, 1.750 Kilometer weiter südlich

Der gebürtige Bamberger Walter Boveri und Charles E.L. Brown, dessen Vorfahren aus England stammten, lernten sich in der Alpenrepublik Schweiz kennen. Hier arbeiteten beide in der Maschinenfabrik Oerlikon. Der studierte Maschinentechniker Brown entpuppte sich bald als Genie bei der Entwicklung von Geräten zur Erzeugung und Übertragung elektrischer Energie. Boveri, der sein Diplom an der Maschinenbauschule in Nürnberg gemacht hatte, bestach durch seinen Blick für die zahllosen Anwendungsmöglichkeiten für diese neue Kraft. 

Beide zusammen bildeten ein unschlagbares Team. So kam es, wie es kommen musste. 1891 gründeten sie gemeinsam die Kommanditgesellschaft Brown, Boveri & Cie. (BBC). Zum Sitz des Unternehmens hatten sie das Schweizerische Idyll Baden auserkoren. Neun Jahre später wurde ihre deutsche Tochtergesellschaft in der damals aufstrebenden Industriestadt Mannheim ins Leben gerufen. Bald nach seiner Gründung hatte das junge Unternehmen den ersten Auftrag an Land gezogen: den Bau des Mannheimer Elektrizitätswerks.

Geburtsstunde der ABB

Zurück in die jüngere Vergangenheit. Wie eine Bombe schlug damals am 10. August 1987 die Ankündigung der BBC-Muttergesellschaft ein, die den Zusammenschluss mit der schwedischen Asea bekannt gab. Durch die Fusion der beiden Konzerne entstand quasi über Nacht eines der weltweit größten Unternehmen auf dem Gebiet der Elektrotechnik. Zusammen beschäftigten die Konzerne 180.000 Mitarbeiter in 140 Ländern. Der Jahresumsatz betrug 27 Milliarden D-Mark. Wenige Monate später, am 1. Januar des darauffolgenden Jahres, nahm das neu entstandene Unternehmen unter dem Namen ABB Asea Brown Boveri Ltd. seine Arbeit auf.

Schon wenige Wochen später zogen dunkle Wolken am ABB-Himmel auf. Nachdem die Unternehmensleitung drastischen Arbeitsplatzabbau angekündigt hatte, gingen die Mitarbeiter auf die Straße. Was folgte waren massive Proteste, die ihren Höhepunkt in einer dreitägigen Betriebsversammlung erreichten. Die Konzernleitung setzte unterdessen ihren eingeschlagenen Kurs unbeirrt fort. Das bekam auch die deutsche ABB zu spüren, die komplett umgekrempelt wurde. Geschäftsgebiete, die es sowohl bei der BBC, als auch bei den deutschen Asea-Gesellschaften gegeben hatte, wurden konsequent und rasch miteinander verschmolzen. Das führt wiederum zum Verlust von Arbeitsplätzen. Besonders deutlich wurden die Veränderungen durch die komplette Neuregelung der Organisationsstruktur.

Spitzenreiter Mannheim

Trotz dieser nicht gerade optimalen Rahmenbedingungen stieg der Auftragseingang der deutschen ABB in den ersten beiden Jahren auf über sechs Milliarden D-Mark. Das hatte man unter anderem auch der allgemeinen guten Wirtschaftslage zu verdanken. Bis 1994, das zum Rekordjahr werden sollte, legte der Auftrageingang nochmals auf fast zwölf, der Umsatz auf fast zehn Milliarden D-Mark zu. Damit hatte sich die Mannheimer Landesgesellschaft die Spitzenposition in der weltweiten ABB-Organistation erkämpft.

Gekämpft und doch verloren

Wie das Leben so spielt, folgten auf die "fetten Jahre" allerdings bald auch "magere Jahre". Im Laufe der 90er Jahre konnten Beobachter der Branche den Preisverfall im Kraftwerkgeschäft regelrecht mit ansehen. Trotz zahlreicher Investitionen und Modernisierungen, der Senkung der Kosten und Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung musste sich die deutsche ABB im Sommer 1999 geschlagen geben. Schweren Herzens sah man ein, dass die rosigen Zeiten für Unternehmen die Turbinen, Generatoren und Lokomotiven herstellten, vorbei waren. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, wandte man sich vielversprechenderen Aufgabengebiete zu. 

Damit hatte sich das Gesicht der deutschen ABB in nur wenigen Jahren grundlegend verändert. Das einstige Elektrounternehmen, mit Ursprüngen in der Stromerzeugung und als Bahnlieferant, hatte sich pünktlich mit der dritten Jahrtausendwende zum Technologiekonzern gemausert. Ganz den Gesetzen des Marktes angepasst, verlagerte es sein Geschäft neben der Energietechnik in Richtung Informationstechnologien, Systeme und Produkte zur Prozessautomatisierung, Gebäudetechniken sowie Dienstleistungen. 

Doch der Wechsel des Produktprogramms und die damit verbundene Produkterweiterung stürzte das Unternehmen 2002 in seine bisher schwerste Krise. Erneut mussten Umstrukturierungsmaßnahmen ergriffen werden. Durch die Straffung der Strukturen erhoffte man sich, das Ruder doch noch herumreißen zu können. Das Kerngeschäft wurde auf zwei Bereiche reduziert: Automations- und Energietechnik. Zusätzlich wurde ein mehrmonatiges Revitalisierungsprogramm gestartet, dessen Ziel die Senkung der Kosten und die Verbesserung der Geschäftstätigkeit war.

Es geht aufwärts

Die Maßnahmen führten zum gewünschten Erfolg. Nach Beendigung des Revitalisierungsprogramms präsentierte sich die ABB zwar erheblich kleiner, aber auch bedeutend profitabler. Heute sind die Unternehmen der ABB Gruppe in über 100 Ländern tätig und beschäftigen weltweit rund 100.000 Mitarbeiter, davon 12.600 in Deutschland. Die Unternehmenszentrale befindet sich in der Schweizer Metropole Zürich. Die Produkte, Systeme, Lösungen und Dienstleistungen der ABB sind beispielsweise darauf ausgelegt, die Zuverlässigkeit von Energienetzen zu optimieren und die industrielle Produktivität zu steigern. Es geht wieder aufwärts und Unternehmensleitung und Mitarbeiter sehen optimistisch in die Zukunft.

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