Barcamps auch Unkonferenz genannt:

Barcamps - Konferenzen mal anders

Konferenzen dienen - zumindest theoretisch - der Wissensvermittlung, dem "miteinander Austauschen", der Diskussion. Barcamps verfolgen die gleichen Ziele, aber einen anderen Ansatz.


Konferenzen
laufen oft nach dem gleichen Schema ab: Experten halten Vorträge, die Teilnehmer hören zu und am Ende läuft man am Buffet aneinander vorbei - Einbahnstraßen-Kommunikation, für die Teilnehmer viel Geld bezahlen, dafür aber kaum involviert werden und demzufolge wenig mitnehmen. Barcamps heben die traditionelle Grenze zwischen Akteuren und Teilnehmern auf. Jeder ist angehalten, sich und sein Wissen in die Veranstaltung einzubringen oder zumindest darüber zu berichten: sei es, einen Artikel für ein Blog zu verfassen, Fotos ins Netz zu stellen oder über Social-Bookmarking Portale zu verlinken.  

Anders als bei einer Konferenz gibt es keine im Vorfeld festgelegte Rednerliste und auch keine vorgegebenen Themen, die zur Sprache kommen. Die Diskussionsthemen ergeben sich auf der Veranstaltung selbst, indem die Mitwirkenden zu Beginn Themen - über die sie diskutieren möchten - auf ein Whiteboard schreiben. Aus diesem Themencluster ergeben sich Sessions, zu denen sich alle Interessierten einfinden, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen in kleinen Runden auszutauschen.

Die Teilnahme an einem Barcamp ist grundsätzlich kostenlos. Räumlichkeiten, die nötige Technik und das Catering werden in der Regel von Sponsoren finanziert. Barcamps stehen nicht unter dem Dach einer übergeordneten Organisation - Barcamps kann jeder organisieren. Sie leben von der Eigeninitiative und dem Enthusiasmus der Teilnehmer und Organisatoren.

So sehen Sessions aus

Auf dem Nürnberger Barcamp hielt beispielsweise ein Interessierter andere Teilnehmer über einen 300-Dollar-3D-Drucker auf dem Laufenden und jeder hatte eine interessante Neuigkeit beizusteuern. Kontakte wurden geknüpft und über Bestellungen informiert.

Andere Sessions waren darauf ausgerichtet, dass ein jeder in der Runde, seine Erfahrungen zu einem bestimmten Thema beisteuert: Wie bleibst Du kreativ? Wie arbeitest Du effizient? Welche Software benutzt Du? So initiierte etwa eine Teilnehmerin ein Speed Apping. Ähnlich wie beim Speed-Dating rotierten die Partner durch und stellten sich gegenseitig ihre Lieblings-App vor.

Doch viele Themen, die auf einem Barcamp angesprochen werden, sind den meisten Zuhörern unbekannt und man lauscht dem Session-Halter und fragt nach, wenn man die Sache tiefer ergründen möchte: Mastermindgruppen, Microsoft Kinekt SDK, Mnemo-Techniken – um nur einige zu nennen.

Zu guter Letzt gibt es Sessions, die vom Teilnehmer verlangen, tatsächlich in Aktion zu treten: Hier gilt es kleine Roboter zu bauen und gegeneinander antreten zu lassen, die Instrumente eines VJs zu erlernen oder den Reiz des Skatspiels zu entdecken.

Zwischendrin sollte der Besucher nicht versäumen, Essen zu sich zu nehmen, das auf den meisten Barcamps im Ticket inbegriffen ist. Oft gibt es eine Lounge zum Abhängen und Austauschen und für Hardcore-Besucher werden auch Nachtsessions angeboten. Auf dem Nürnberger Camp stand das örtliche Fablab mit einem Laser- und T-Shirtstand bereit, um den Besuchern ihre T-Shirts zu bedrucken oder Tablets zu gravieren. Barcamps bieten übrigens eine prima Möglichkeit, das eigene Start-up vorzustellen, was in Nürnberg etwa von den Gründungen flinc und appyourself wahrgenommen wurde. Sponsoren wie Mymuesli haben ihre Start-up-Herkunft nicht vergessen und beliefern einige Barcamps mit Frühstücksflocken.

Ein besonderes Highlight des diesjährigen Nürnberger Barcamps hat die Microsoft-Bashing-Session offenbart. In vielen Tech-Kreisen hat der Software-Riese aus Redmond einen schlechten Ruf: Ärgerliche Browser, gängelnde Lizenzbestimmungen und das spießige Image haben die Netzgemeinde aufgebracht und es wird im Netz geschimpft und getrollt, was das Zeug hält. Drei Microsoft-Mitarbeiter stellten sich nun allen anwesenden Kritikern und konnten mit Vorurteilen aufräumen, viele technische Probleme klarstellen, Lösungen anbieten. Mit erstaunlichem Detailwissen parierten sie viele Vorwürfe und nahmen gut sortierte Kritik mit zurück auf die Arbeit. Wir lernen also: Auch für große Unternehmen sind Barcamps Gold wert, vor allem, wenn auf das Format der Veranstaltung eingegangen wird.

Zusammenfassend kann man festhalten: Auf ein Barcamp sollte man Interesse an Neuem, eine Präsentation seines Lieblingsthemas, einen Schreibblock (ersatzweise ein Tablet), im Notfall einen Schlafsack, Visitenkarten und eventuell ein Spiel mitnehmen, das man auf einer Nachtsession vorstellen kann. Flyer und Promomaterial des eigenen Start-ups sollte man auch mitnehmen, zum Auslegen und in die Hand drücken. Man sollte darauf vorbereitet sein, Sessions zu halten, denn schnell lässt man sich von dem Geist eines Barcamps anstecken und möchte selbst ran. Auch Jobs können hier übrigens gepostet werden, eine Twitterwall informiert über Rückmeldungen der Teilnehmer.

Konferenz 2.0

Konferenzen und Barcamps stehen in etwa im Verhältnis zueinander wie das klassische Internet und das Web 2.0. Auf der einen Seite finden sich starre Strukturen, wenig Interaktivität und Kommunikation "in eine Richtung" - auf der anderen Seite stehen der ständige Austausch, der Community-Gedanke und das aktive Beteiligen im Vordergrund.

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