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Business Angels

Business Angels - Modell und Aufgaben

Meist haben Business Angels mit Erfolg ein eigenes Unternehmen geführt oder waren in leitender Position tätig. Zu einem bestimmten Zeitpunkt haben sie sich dann entschieden, ihre Erfahrung, ein gewisses Maß an Zeit und eine bestimmte Summe in ein Start-Up-Unternehmen zu investieren.  

Beteiligung eines Business Angels: so funktioniert´s Beteiligung eines Business<br>Angels: so funktioniert´s Vergleich der Unterstützer Vergleich der Unterstützer Stärken und Schwächen junger, technologieorientierter Unternehmen Stärken und Schwächen<br>junger, technologie-<br>orientierter Unternehmen

Merkmale und Eigenschaften eines Business Angels

Im Allgemeinen wird der Begriff Business Angel (BA) für Menschen verwendet, die sich als betreuende Investoren durch folgende Merkmale/ Eigenschaften auszeichnen:

  • Sie investieren risikotragendes Kapital.
  • Sie bringen Know-how in das Engagement ein.
  • Sie nutzen ihr Kontaktnetzwerk.

Häufig unterstützen Business Angels die Jungunternehmer auch dabei, ihre Geschäftsidee in einem überzeugenden Businessplan darzustellen.

Besonders hilfreich können Business Angels als Türöffner zu potentiellen Geldgebern - wie beispielsweise Venture Capital-Gesellschaften (VCG), private Investoren, Banken, öffentliche Finanzstellen oder Großkunden - sein.

Steht ein Business Angel dem neugegründeten Unternehmen (bzw. jungen Unternehmen) auf dem Weg bis zur Profitabilität (path to profitabiltiy) beratend zur Seite, kann der Zeitraum bevor das Unternehmen die Gewinnschwelle (break even) erreicht, wesentlich verkürzt werden. Im Vergleich zu anderen Unterstützern in der Gründungs- bzw. Start-Up-Phase stellt der Business Angel die meisten Kompetenzen zur Verfügung.

###BILD_2### Aus einer Studie der WHU Koblenz geht hervor, dass der typische deutsche Business Angel männlich ist, im westlichen oder südlichen Teil Deutschlands lebt, zwischen 40 und 55 Jahren alt ist und in der Regel in der Geschäftsleitung eines eigenen oder eines fremden Unternehmens aktiv ist. Daher kann der Business Angel auch Erfahrungen aus diesem Bereich einbringen. Obwohl die Erfahrungen zumeist branchenübergreifend sind, liegt der Schwerpunkt der Investments im Bereich der Informationstechnologie.

Vor- und Nachteile von Business Angels

Gegenüber Venture Capital-Gesellschaften haben Finanzierungen durch Business Angels folgende Vorteile

  • Sie stellen ihr Kapital den Unternehmen direkt zur Verfügung.
  • Sie investieren primär in kleine Start-up-Unternehmen.
  • Sie investieren in alle Branchen.
  • Sie investieren auch kleinere Summen.
  • Sie sind unabhängig in ihren Investmententscheidungen.
  • Sie sind durch ihre Beteiligung am Unternehmenserfolg interessiert.
  • Sie bieten durch ihre persönliche Mitwirkung und Einflussnahme einen "Mehrwert" für das Investment.
  • Sie sind auch in Regionen aktiv, wo Venture Capital-Gesellschaften nicht investieren.
  • Sie machen durch ihr Engagement das Unternehmen attraktiver für andere Investoren.
  • Sie mobilisieren andere Kapitalgeber, einschließlich Banken, und sichern so die Gesamtfinanzierung.
  • Sie organisieren die Folgerunden für die Finanzierung.
  • Sie wenden weniger rigide Prüf- und Überwachungsverfahren an.
  • Sie treffen schnelle und unbürokratische Entscheidungen.

Eine Beteiligung durch Business Angels kann aber auch folgende Nachteile mit sich bringen:

  • Business Angels möchten meistens Mitspracherechte im Unternehmen haben.
  • Business Angels können sich - bei mangelnder Sorgfalt in der Auswahl - als "Business Devils" herausstellen.

Höhe des finanziellen Engagements

Nach der Studie der WHU Koblenz beträgt die Summe, die Business Angels in nicht börsennotierte Unternehmen investieren, maximal 20 Prozent ihres Gesamtvermögens und ist nicht höher als 500.000 Euro. Als Grundsatz gilt, dass in ein Einzelengagement nur soviel investiert wird, dass ein Totalausfall keine einschneidenden Folgen für die eigene Vermögenslage hat. Nach eigenen Angaben werden Beträge ab 25.000 Euro für sinnvoll gehalten. Da aber häufig mehr als 100.000 Euro benötigt werden, investieren die Business Angels mit mehreren gemeinsam. Dies ist zumeist auch der Grund dafür, dass man Netzwerke schafft, damit sich dort Investorengruppen unkompliziert zusammenfinden können.

Im Gegenzug für sein Engagement erwartet der Business Angel, dass er am Unternehmenserfolg beteiligt wird. Es ist dabei Verhandlungssache, in welcher Form dies geschieht. Kommt es zu einer offenen Beteiligung, wird zumeist keine Mehrheit und auch keine Einflussnahme auf das operative Geschäft angestrebt.

Der Deal-Flow (Investmentmöglichkeiten)

Die Kontaktaufnahme von jungen, kapitalnachfragenden Unternehmen zu Business Angels findet zumeist über Geschäftsfreunde oder private Kontakte statt; immer häufiger wird der Kontakt aber auch über Business Angels-Netzwerke hergestellt. Dabei werden jedem einzelnen etwa neun Beteiligungen pro Jahr angeboten.

Bei den meisten Beteiligungsangeboten wird eine Summe von weniger als eine Million Euro und bei mehr als der Hälfte unter 500.000 Euro nachgefragt. Damit ergibt sich ein durchschnittlicher nachgefragter Betrag von 620.000 Euro. Die Business Angels gehen von den neun angebotenen Beteiligungen ein bis zwei Beteiligungen pro Jahr ein. Daraus ergibt sich eine Ablehnungsquote von 84 Prozent.

Welche Unternehmen eignen sich für eine Beteiligung?

###BILD_3### In der Gründungs- und Wachstumsfinanzierung gewinnt Beteiligungskapital bei jungen Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Dabei verzichten die Beteiligungskapitalgeber zumeist auf eine laufende Verzinsung für das zur Verfügung gestellte Kapital. Ihre Vergütung besteht in der Regel in Anteilen dieses Unternehmens, die dann nach einer Wertsteigerung mit Gewinn veräußert werden sollen. Da Business Angels im wesentlichen auf junge, technologieorientierte Unternehmen fixiert sind, werden in der nebenstehenden Tabelle deren Stärken und Schwächen genauer betrachtet.

Von Business Angels werden Engagements in Unternehmen bevorzugt, die ehrgeizige Wachstumsziele haben und dabei bereit sind, zum Erreichen ihrer Ziele, externe Kapitalgeber in das Unternehmen hereinzunehmen. Es wird dabei ein Betrachtungszeitraum von fünf Jahren zu Grunde gelegt, in dem sich das Unternehmen bewähren muss. Neben der Informationstechnologie (Kommunikation, Computer, Internet) eignen sich auch die Branchen Biotechnologie und Medizin für eine Beteilung durch Business Angels.

Da die notwendige Neuartigkeit von Produkten und Dienstleistungen erhebliche Forschungs-, Entwicklungs- und Marketingaufwendungen verschlingen, haben diese jungen Unternehmen in der Unternehmensentwicklungsphase einen erheblichen Kapitalbedarf. Folgende Checkliste ermöglicht den jungen, technologieorientierten Unternehmen eine Überprüfung, ob sie für eine Beteiligungsfinanzierung durch Business Angels geeignet sind.

Unternehmenseignung für Beteiligungskapital

Folgende Fragen muss sich die Geschäftsführung/ der Geschäftsführer des jungen Unternehmens stellen:

  • Kann ich potentielle Investoren davon überzeugen, dass mein Produkt/ Dienstleistung einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten hat?
  • Kann ich deutlich machen, warum ich Kapital suche und wofür ich es verwenden möchte?
  • Bin ich bereit, für die Umsetzung meines Vorhabens Beteiligungskapital gegen Anteile am Unternehmen einzuwerben?
  • Hat mein Unternehmen in den nächsten drei bis fünf Jahren das Potential für überproportionales Gewinn- und Umsatzwachstum?
  • Kann ich eine attraktive Rendite für den Beteiligungsgeber erwirtschaften?
  • Kann ich dem Investor attraktive potentielle Ausstiegsszenarien bieten?
  • Kann ich mir vorstellen, von Beteiligungsgebern Rat für das Management meines Unternehmens anzunehmen?
  • Bin ich ferner bereit, dem Investor Mitspracherechte und andere Einflussmöglichkeiten einzuräumen?

Nur wenn der überwiegende Teil der Fragen mit ja beantwortet werden kann, macht es Sinn, dass sich der Jungunternehmer um Beteiligungskapital bemüht.

Die Eigenkapitallücke

Bei Neugründungen von Technologieunternehmen gibt es - aufgrund fehlender Erfahrungswerte für das neue Produkt - keine genaue Vorstellung des Kapitalbedarfs. Aus diesem Grund ist der Erstellung des Businessplans besonderes Augenmerk zu schenken, denn durch die Aufteilung in verschiedene Schritte lässt sich der zu erwartende Finanzbedarf besser abschätzen. Bei der Betrachtung der Finanzierungsmöglichkeiten - eigene Mittel, Innenfinanzierung, Fremdkapital, Fördermittel und Beteiligungskapital - stellt sich in der Regel heraus, dass bei den jungen, technologieorientierten Firmen in der Seed- und Start-Up-Phase (Anfangsphasen) eine nicht unerhebliche Lücke in der Kapitalausstattung besteht. Man bezeichnet diese Lücke auch als Eigenkapitallücke oder Equity Gap.

Darstellung der Unternehmensphasen

###BILD_4### Der Entwicklungsprozess von jungen Unternehmen wird in Anlehnung an das Lebenszyklusmodell in Phasen (hier sechs) eingeteilt. Wie die Darstellung zeigt, geht das Engagement eines Business Angels in der Regel bis Phase vier. Gerade bei jungen, technologieorientierten Unternehmen sind schnell die eigenen Mittel des Gründerteams bzw. Gründers, der Familie und von Freunden (im englischen Sprachraum auch die drei Fs = Friends, Family and Founders) erschöpft.

Da technologieorientierte Unternehmen in der Regel mit hohen Anlaufverlusten starten, kommt eine Innenfinanzierung, also aus realisierten Gewinnen, nicht in Frage. Da häufig auch keine für die Kreditaufnahme notwendigen Sicherheiten vorhanden sind, wird die Aufnahme von Fremdkapital (Krediten) problematisch. Die Inanspruchnahme von öffentlichen Förderprogrammen setzt die Einbindung der Hausbank oder eines privaten Co-Investors voraus. Aufgrund der nicht vorhandenen Sicherheiten wird die Hausbank einen Kredit aber nicht gewähren. Somit kommen bei diesen Unternehmen die öffentlichen Förderprogramme nicht zum Tragen.

###BILD_5### Man kann also feststellen, dass es Start-Up-Unternehmen sehr schwer haben, klassische Finanzierungsquellen in Anspruch zu nehmen. Aus Sicht der Venture Capital-Gesellschaften ist das nachgefragte Beteiligungskapital in der Regel zu gering, um die fixen, einzelfallbezogenen Fallkosten eines Engagements zu rechtfertigen.

Da die VCG in den letzten Jahren einen erheblichen Mittelzufluss aufweisen konnten, haben sich zudem die Untergrenzen für ein Engagement nach oben verschoben. Nachdem auch mögliches formelles Venture Capital nicht in Frage kommt, rückt das informelle Beteiligungskapital von Business Angels in den Mittelpunkt, um die Eigenkapitallücke zu schließen.

Die Aufgabe von informellen Venture Capital-Gebern - Business Angels - ist, den Gründern zu helfen, ihre Unternehmenskonzepte so auszuarbeiten und zu verfeinern, dass sie für spätere Investments von VCG interessant sind.

Fazit

Nach Aussagen des Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) haben die meisten Business Angels den Crash der New Economy verkraftet und ihre entsprechenden Portfolios bereinigt; daher wird der Blick wieder nach vorne gerichtet.

Zurzeit sind nach einer internen Umfrage 60 Prozent der verfügbaren Mittel nicht investiert. Es werden hierfür vielfältige Gründe - wie die steuerlichen Rahmenbedingungen und die erhöhte Vorsicht der Business Angels - genannt. Durch verstärkte Präsenz der Business Angels und deren Tätigkeit wurde das Wissen und die Akzeptanz in der Öffentlichkeit für die Frühphasenfinanzierung gestärkt. Neben öffentlich finanzierten Business Angels Netzwerken, sind die meisten in der klassische Organisationsform "Verein" strukturiert, es gibt aber auch zunehmend Netzwerke, die sich um eine Finanz- und Unternehmensberatung gruppieren.

Weitere Umfragen sagen aus, dass es in Deutschland etwa 1.000 in Netzwerken organisierte Business Angels gibt. Dabei halten diese in ihrem Beteiligungsportfolio etwa 4,4 Beteiligungen mit einer Beteiligungsinvestition von 100.000 Euro pro Investment. Rechnet man das Engagement jedes aktiven Business Angels mit einem Projekt pro Jahr hoch, so ergibt sich eine Jahresinvestitionssumme von 100 Millionen Euro. Im Vergleich hierzu wurden nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) im Jahr 2004 im Bereich der Seed-Phase 22 Millionen Euro durch VCG investiert. Dieser Vergleich zeigt, dass das Engagement von Business Angels schon eine erhebliche  Bedeutung hat.

Auch im öffentlichen Bereich hat sich durch die positive Einflussnahme der Business Angels mit der Einführung des "High-Tech Gründerfonds" im Seed-Bereich etwas getan. Noch die Schröder-Bundesregierung hat mit einigen Großunternehmen (BASF, Deutsche Telekom und Siemens) unter der Leitung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen Fonds mit einem Wagniskapital von 140 Millionen Euro aufgelegt, der dann später auf 260 Millionen Euro aufgestockt werden soll. Aus diesem Fonds sollen bis 2010 nahezu 300 Gründungen von Technologieunternehmen unterstützt werden.

Nach den teilweise negativen Erfahrungen insbesondere mit der New Economy gewinnen folgende vier Aspekte bei der Finanzierungsenstscheidung zunehmend an Bedeutung: Risiko minimieren, Expertise verbessern, Deal-Qualität steigern und Exitchance klären. Daraus haben die Business Angels Netzwerke folgende "Trendpoints" gesetzt:

  • Syndizierung mit anderen Business Angels oder das Co-Venture mit VCG
  • Risikominimierung und Einschluss öffentlicher Fonds
  • Einbeziehung von Sidecar Fonds (investieren immer gemeinsam mit BA)
  • Qualifizierung von kapitalsuchenden Unternehmen (Investment Readiness)
  • Schaffung zusätzlichen Wissens bei den Business Angels
  • Schaffung von Klarheit, welche Exitmöglichkeiten angesteuert werden können
  • Suche von neuen Exitwegen (Entry Standard – Deutsche Börse Frankfurt, AIM – Londoner Stock Exchange, M:access - Münchner Börse)
  • Neuausrichtung von BAND auf die echten Business Angels und Fokussierung des Business Angels Forums mit der Plattform "Exba" auf Syndizierung und Secondary Market auf kommerzieller Basis

Dadurch haben sich die Business Angels am Markt neu aufgestellt und sind für neue Wagnisse durch Risikominimierung besser gewappnet. 

Autor: Rüdiger Apel

Dipl.-Kfm. Rüdiger Apel ist seit 1995 Unternehmensberater mit den Schwerpunkten Existenzgründungs- und Nachfolgeberatung. Ferner veröffentlicht er Fachbeiträge zu betriebswirtschaftlichen, steuerlichen und versicherungstechnischen Fragegestellungen.

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