Bürgschaftsbank

Bürgschaftsbank - Garantien für Kapitalgeber

Deutschland in Trümmern: Industrieanlagen sind zerstört, Maschinenhallen zerbombt – kurz nach dem 2. Weltkrieg liegt die Wirtschaft am Boden. Für Investitionen werden Kredite dringend gebraucht, aber die Unternehmen können häufig keine Sicherheiten bieten, etwa durch Barmittel oder Vermögenswerte. Daher wird 1949 zum ersten Mal in Schleswig-Holstein eine Bürgschaftsbank ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe: Durch Bürgschaften Kredite absichern, damit Unternehmen wichtige Investitionen finanzieren können.

Aufgabengebiete der Bürgschaftsbanken

Das Ziel der Kreditabsicherung spiegelt sich auch in den Namen der ersten Bürgschaftsbanken wider: Sie hießen "Landesgarantiekasse" oder "Kreditgarantiegemeinschaft" – der Staat, Kreditinstitute oder Wirtschaftsverbände beteiligten sich an diesem Instrument, das zur wirtschaftlichen Erholung in Deutschland beigetragen hat.

Heute gibt es in allen Bundesländern Bürgschaftsbanken, die rechtlich und wirtschaftlich selbstständig sind. Zwischen ihnen besteht keine Konkurrenz, jede Bürgschaftsbank arbeitet für die mittelständische Wirtschaft im jeweiligen Bundesland. Sie verstehen sich als Selbsthilfeeinrichtungen, an denen viele wirtschaftliche Organisationen beteiligt sind:

  • Handwerkskammern
  • Kammern der Freien Berufe
  • Wirtschaftsverbände, Innungen
  • Banken und Sparkassen
  • Versicherungsunternehmen

Bürgschaftsbanken springen immer ein, wenn eine ökonomisch sinnvolle Aktivität zu finanzieren ist, aber keine Sicherheiten vorhanden sind. Zum Beispiel bei einer Existenzgründung, oder wenn ein Betrieb übernommen wird. Auch Investitions- und Wachstumsfinanzierungen werden durch Bürgschaften abgesichert, sowie der Kontokorrentkreditrahmen eines Unternehmens. Außerdem stellen Bürgschaftsbanken "Avale" bereit: Sie sorgen für einen finanziellen Ausgleich, wenn die geschäftliche Beziehung eines Kunden mit einem Dritten scheitert – und Zahlungen ausbleiben.

Wichtig: Die Bürgschaften stellen für Banken, Sparkassen und andere Finanzierungsinstitute vollwertige Kreditsicherheiten dar. Weil der Staat den Mittelstand fördern will, steht er hinter den Bürgschaftsbanken. Man sagt: Ihre Garantien sind staatlich "rückverbürgt".

Wer ein gewerbliches Unternehmen betreibt oder in einem freien Beruf tätig ist, kann eine Bürgschaft erhalten - immer dann, wenn Sicherheiten fehlen, oder der Umfang eines Kredits nicht ausreichend ist. Natürlich ist der Nachweis zu erbringen, dass das Geld betriebswirtschaftlich effizient eingesetzt werden soll. Der Weg zur Bürgschaft führt in der Regel über die Hausbank oder eine Beteiligungsgesellschaft; in manchen Fällen kommen dafür auch Leasinggesellschaften, Versicherungen und Bausparkassen in Frage. Alle diese Institutionen verfügen über die nötigen Richtlinien, Merkblätter und Antragsvordrucke, sie arbeiten mit den Bürgschaftsbanken zusammen.

Was verbirgt sich also hinter dem Begriff Bürgschaftsbank? Ein Instrument zur Förderung des Mittelstandes. Wirtschaftlich sinnvolle Initiativen werden unterstützt: Gerade Existenzgründer und Start-ups verfügen häufig nicht über geeignete Sicherheiten, um in den Augen einer Bank kreditwürdig zu sein. Bürgschaften schließen diese Lücke – Bürgschaftsbanken organisieren diese Form der Sicherheit.

So sieht es in der Praxis aus

In der Praxis zeigen sich eine Reihe positiver Effekte, wenn Bürgschaftsbanken helfen, das Investitionsklima in der Wirtschaft zu verbessern. Axel G. Schmidt und Marco von Elkan haben sich mit diesen Wirkungen beschäftigt. Der Titel ihrer Studie: "Der gesamtwirtschaftliche Nutzen der deutschen Bürgschaftsbanken". Hier ein Blick auf ihre wesentlichen Ergebnisse:

2004 lag das Gesamtvolumen von rund 6.300 Bürgschaften und Garantien bei fast einer Milliarde Euro. Ungefähr die Hälfte davon unterstützte Existenzgründungen und Unternehmensübernahmen. Rund drei Milliarden Euro betrug aber das gesamte Investitionsvolumen, das durch die Bürgschaftsbanken möglich wurde: "Somit wird mit einem verbürgten oder garantierten Euro etwa das Dreifache an Investitionen angestoßen", heißt es in der Studie.

In einer Simulationsrechnung mit mehreren tausend Gleichungen konnten Schmidt und van Elkan zeigen, welche Wirkungen Bürgschaften und Garantien auf die deutsche Volkswirtschaft haben (1996-2002): Durchschnittlich stieg das Bruttoinlandsprodukt um 3,2 Milliarden Euro im Jahr, auch die Beschäftigung nahm zu, und zwar um 12.900 Personen. Gleichzeitig gab es 9.100 weniger Erwerbslose. Langfristig sinken die Sozialversicherungsbeiträge, wodurch die Lohnnebenkosten zurückgehen.

Schließlich stellten die Autoren der Studie positive und negative Effekte für den Staat gegenüber: Auf der einen Seite gibt es Investitionsimpulse aus der Gewährung von Bürgschaften und Garantien, auf der anderen Seite entstehen Kosten, wenn es zu ausfallbedingten Zahlungen kommt. Die Modellrechnung macht deutlich: Der Finanzierungssaldo des Staates fällt jährlich um 670 Millionen Euro höher aus, wenn Bürgschaftsbanken tätig werden. Wird eine Bürgschaft gewährt, belasten lediglich tatsächliche Ausfälle die öffentlichen Haushalte. Das geschieht zum Teil erst nach einiger Zeit – "Bis zu diesem Zeitpunkt sind in der Regel bereits positive gesamtwirtschaftliche Effekte entstanden, die in ihrer Höhe die ausfallbedingten Zahlungen deutlich übersteigen", schreiben Schmidt und van Elkan.

Fazit

Die Idee ist gut, die Geschäftsaussichten sind glänzend – und trotzdem geht ein Gründer bei der Bank leer aus, weil er keine Sicherheiten vorweisen kann. Ende einer Erfolgsgeschichte, bevor sie überhaupt begonnen hat? Nicht unbedingt, denn Bürgschaftsbanken sind in der Lage, dem Gründer unter die Arme zu greifen. Ihre Garantien und Bürgschaften sind ein wichtiges Instrument, um Kapitalgeber zu einem Engagement zu bewegen. Das rechnet sich für alle: weniger Risiko für den Finanzier, mehr Steuereinnahmen für den Staat – und der Gründer kann eine Idee verwirklichen, die sonst gescheitert wäre.

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Ein Beitrag von Ingo Leipner

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