Plantronics Voyager Legend: Alte Schwächen und neue Stärken

Mann mit Headset Getty Images Plus | iStock

Das Plantronics Voyager Legend ist das beste Headset zur Zeit - so lange man in Innenräumen bleibt. Verlässt man die trauten vier Wände, hört der Spaß leider auf. Das ist eine Erkenntnis aus unserem Test.

Plantronics erneuert seine Voyager-Serie mit dem Plantronics Legend. Und sofort stellt sich mir die Frage: „Wozu? Das alte war doch schon gut?” Auf der anderen Seite könnte man die Windresistenz erhöhen und die Akkulaufzeit verbessern. Also gibt es doch einiges zu testen. Halten wir uns gar nicht länger auf und stürzen uns hinein.

Äußerlichkeiten

Plantronics behält das bewährte Design bei: ein dicker Wulst hinter dem Ohr, Lautsprecher und Mikrofonarm davor. Das war es denn auch mit den Ähnlichkeiten. Der Wulst ist nun schmäler und kürzer geworden, der Mikrofonarm erhielt ebenfalls eine Schlankheitskur und besteht nun völlig aus Plastik. Sämtliche Bedienelemente wurden überarbeitet: Der Einschalter wird nach oben geschoben, eine Art Wippschalter steuert die Lautstärke. Die Wahlwiederholung löst man mit einer Taste am Ende des Mikrofonarmes aus und darauf befindet sich noch ein eigener Taster für die Stummschaltung, der gleichzeitig auch Musik pausiert. Bis hierhin sind das alles gefällige und verbessernde Änderungen. Doch hinter dem Rücken des Kunden wird am Rücken des Headsets ein neuer Anschluss eingeführt: ein fünfpoliger Magnet-Ladeport.

Statt auf microUSB setzt Plantronics auf eine eigene Lösung zum Laden des Headsets. Gegen solche eigenen Anschlüsse spricht, dass es bereits zahlreiche Ladegeräte für microUSB gibt, dieser Anschluss bei allen neuen Smartphones Standard ist und die passenden Kabel entsprechend verbreitet sind. Vergisst man das spezielle Ladekabel, so ist die Not groß. Andererseits ermöglicht diese Konstruktion Tischladestationen, in die das Headset wie von selbst hineingleitet und eine Transportbox, die dem Headset gleichzeitig noch zweimal zu neuem leben verhilft, indem es einen eigenen Akku zum Laden vorhält. Trotzdem: microUSB wäre mir lieber gewesen.

Redegewandheit

Bei der Geräuschunterdrückung und der Sprachqualität steht Plantronics ganz weit vorne mit seinen Voyager-Modellen und hier macht das Legend keine Ausnahme. Im Gegenteil: Die Geräuschunterdrückung ist geradezu phänomenal. Es ist eine klare Steigerung zum Vorgänger-Modell hörbar und sie ist um Längen besser als beim Aliph Jawbone Era oder auch beim Jabra Supreme. Beim Staubsaugertest wurde nach ein paar Sekunden der Lärm vollständig unterdrückt. Das ist bisher keinem Testkandidaten gelungen, selbst das Etymotic EtyBlu2 mit seinem langen Mikrofonarm ließ noch ganz schwach etwas hören. Auch die Sprachwiedergabe im Büroalltag kann sich hören lassen, denn sie wurde im Vergleich zum Voyager Pro HD ein klein wenig im Frequenzbereich nach oben erweitert.

Muss sich die Konkurrenz nun fürchten? Den ewigen Makel der fehlenden Windabschirmung konnte ich mit zwei hochrangigen Managern bei Plantronics besprechen, die mir vor zwei Monaten noch versprachen, „seien Sie gespannt Herr Zantke, nach der CeBIT kommt etwas, das wird Sie bestimmt überzeugen!” Machen wir es kurz: Nein, ich bin nicht überzeugt. Schon das leiseste Lüftchen auf dem Parkplatz ist sofort als Rauschen zu hören. Aber was nützt mir ein Headset für das Mobiltelefon, wenn ich nicht mobil telefonieren kann? Was nützt mir eine exzellente Geräuschunterdrückung, die ich nur in geschlossenen Räumen nutzen kann?

Und nun schließt sich der Kreis, weshalb man beim Legend durchaus auf einen microUSB-Port verzichten kann und weshalb eine Tischladestation als Zubehör erhältlich ist: Das Plantronics Voyager Legend macht eine perfekte Figur im Büro oder im Auto. Dort ist es nach meiner Einschätzung derzeit das Beste, was man sich leisten kann. Aber sobald man Gefähr läuft, auch nur ein wenig Wind ausgesetzt zu sein, versagt die ganze Technik.

Zusatznutzen

Wen die verbesserte Technik nicht überzeugt, der sollte sich das Drumherum genauestens ansehen: „SmartSensoren” erkennen beispielsweise, wenn das Headset getragen wird. In Verbindung mit dem Bluetooth-Dongle BT300 ändert sich dann der Anwesenheitsstatus in Skype & Co auf Wunsch, je nach dem ob man es trägt oder auf dem Tisch liegen hat. Eine Nanobeschichtung macht das Headset wasserfest, Kaffee, Regen und ähnliches sollen dem Legend nichts ausmachen. Die Android-App „Find MyHeadset” lässt das Headset piepen, damit man es wiederfindet oder, sollte der Akku leer sein, zeigt auf der Karte an, wo man es zuletzt getragen hatte. Selbstredend zeigen Android- und iOS-Geräte den Batteriestatus an. Mehr Technik in und um ein Headset herum ist zur Zeit wohl nicht zu finden.

Fazit

Das Plantronics Voyager Legend ist in meinen Augen eine Revolution, da es zum ersten Mal sämtliche Umgebungsgeräusche zuverlässig eliminiert. Besser als jedes bisher von mir getestete Headset (und das waren nun schon eine Menge) stellt sich damit nur eine Frage: Indoor oder Outdoor? Für Büro- und Innenräume gibt es im Moment kein besseres Headset. Was jedoch den Außeneinsatz betrifft, da enttäuscht das Legend - genau so wie die Vorgänger. Wind hört man zwar etwas weniger stark, die Stimme bleibt zu jedem Zeitpunkt klar verständlich, aber die ewigen Lärmspitzen durch Windrauschen treiben auch den geduldigsten Gesprächspartner in den Wahnsinn. Hier greift man am besten auf das Aliph Jawbone Era zurück, das der beste Allrounder ist. Fragt sich nur, wie lange es das bleibt. Ich hoffe ja immer noch auf die nächste Generation.

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