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Besser lernen: Supergedächtnis mit der Lernkartei

Lernkartei nach Sebastian Leitner

Lernkarteien sind ein bewährtes Instrument, um Faktenwissen zu büffeln. Cobocards will das Prinzip revolutionieren - kollaboratives Lernen ist angesagt. Wir haben uns die deutsche Online-Lernkartei und Alternativen dazu angeschaut, darunter eine Applikation basierend auf einem Schuhkarton-Framework.

Der österreichische Publizist Sebastian Leitner hat die Lernkartei (bei Wikipedia) in den 70er Jahren mit seinem Buch «So lernt man lernen» populär gemacht. Auf einer Karte wird ein Stichwort notiert, eine Vokabel etwa, auf die Rückseite kommt die Lösung. Alle Karten werden durchgearbeitet und in einen Karteikasten abgelegt. Richtig gelöste Aufgaben kommen zuhinterst in den Kasten und werden erst in einigen Tagen wiederholt. Nicht Gewusstes legt man weiter vorne ab und lernt es früher wieder. Die Vorteile: Durch Wiederholen verbessert sich die Lernleistung. Gleichzeitig verringert sich der Aufwand, da erfolgreich Gelerntes seltener wiederholt wird. Heute existieren digitale Versionen dieser Lernkästen, zwei davon stellen wir Euch vor:

Cobocards: Kollaboratives Lernen

Ein Startup aus Aachen bringt die Lernkartei ins Internet. Auf Cobocards.com kann man kostenlos einen Account eröffnen und seine eigenen Kartensets anlegen. Zum Lernen werden die Karten vorgelegt, man beantwortet sie und bewertet seine Antwort. Cobocards stoppt die Zeit und merkt sich den Lernerfolg. Beim nächsten Mal habe ich die Möglichkeit, nur die «nicht gewussten» Karten zu lernen. Cobocards ist extrem simpel zu bedienen. In ein paar Sekunden war ich als Nutzer registriert, nach drei Blicken habe ich die Funktionsweise kapiert, und mit vier Klicks konnte ich die Anwendung nutzen.

Klebeanleitung inklusive

Cobocards bietet noch mehr: Nämlich die Möglichkeit, Kartensets in einer Gruppe zu erstellen und gemeinsam zu lernen. Es gibt Team- und Chatfunktionen; erstellte Kartensets können publiziert und von anderen Nutzern verwendet werden. Auch der LaTex-Editor für wissenschaftliche Formeln u.ä. wird eingesetzt. Die Karten können auf Papier ausgedruckt werden, Schnitt- und Klebeanleitungen sind vorhanden. Andere Exportmöglichkeiten bestehen jedoch nicht.

Die Alternative: Anki

Anki ist ebenfalls eine digitale Lernkartei. Das Programm gibt es für alle Plattformen inklusive Palm und iPhone. Anki ist ein Freeware-Klon von Supermemo, dem meistverbreiteten Lernprogramm. Supermemo wurde in den 1990ern vom Polen Piotr Wozniak programmiert. Wozniak hat eine Leidenschaft: Den definitiven Memorisierungs-Algorithmus zu finden. Die Wissenschaft weiß nämlich, wann man neu Gelerntes am besten wiederholt: Kurz bevor man es wieder vergisst. Das Problem ist, diesen Moment zu identifizieren. Der dürfte bei jedem Menschen an einem anderen Punkt liegen.

Algorithmen des Gehirns

Wozniak protokolliert sein eigenes Lernen und Leben seit Jahrzehnten, mit dem Ziel, das Muster zu erkennen und seine Software zu verbessern. Ein spannendes Portrait von ihm ist 2008 bei Wired erschienen. Das heißt, Supermemo und auch Anki bieten ein zusätzliches Features: Das Programm kennt die optimale Zeitdauer bis zur nächsten Wiederholung und legt mir die Karten dann automatisch wieder vor. Ob die Algorithmen allerdings stimmen, weiß niemand. Deshalb lassen sich die Intervalle manuell vom Nutzer übersteuern.

Mehr Features bei Anki

Anki wird seit rund 6 Jahren weiterentwickelt. Entsprechend bietet es mehr Features als Cobocards, etwa die Audioausgabe für das Vokabeltraining oder ausgeklügelte Statistiken zum eigenen Lernverhalten. Verschiedene Exportoptionen sind vorhanden, eine kostenlose, serverbasierte Version namens Anki Online erlaubt das Synchronisieren der Kartensets auf mehreren Computern und das ortsunabhängige Nutzen der Applikation. Eigene Kartensets können veröffentlicht werden beziehungsweise kann man auch die Kartensets anderer Nutzer verwenden.

Die Qual der Wahl

Zur entscheidenden Frage: Was soll ich nutzen? Cobocards hat die Einfachheit im Auge. Die Applikation ist simpel und sehr leicht zu erlernen. Einige Funktionen fehlen noch, alles Notwendige ist aber mit an Bord. Wem die eigene Datenhoheit wichtig ist, greift zu Freeware wie Anki. Der Einstiegsaufwand ist höher, dafür wird der Nutzer mit mehr Funktionen belohnt. Die Daten werden lokal gespeichert. Sollten bei dem Software-Lieferanten mal die Lichter ausgehen, stört das nicht. Der Papier- und Bleistift-Fraktion schließlich bietet Werner Stangl eine detaillierte Anleitung für einen analogen Karteikasten - nicht mit Java progammiert, sondern aus einem Schuhkarton hergestellt. Alternativ dazu kommt aus Japan die Schlüsselring-Lernkartei; das Konzept kennen GTD-Junkies vom Hipster PDA.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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