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Interview mit Ingo Struckmeyer, Rent´n´Roll

"Wir möchten etwas für die Zukunft und gleichzeitig mit Rent’n’Roll auch Menschen bewegen"

Carsharing ist kein wirklich neues Konzept. Start-ups wie tamyca.de sind schon länger am deutschen Markt, genauso wie zahlreiche US-Gründungen und auch große Automobilkonzerne wie Mercedes haben das Thema für sich entdeckt. Was das Besondere an der neuen Carsharing-Plattform Rent’n’Roll ist, erklärt Mitgründer Ingo Struckmeyer im Interview mit förderland.

Ingo Struckmeyer, Gründer von rent´n´roll Ingo Struckmeyer, Gründer von Rent´n´Roll

förderland: Hallo Herr Struckmeyer, wie sieht Ihr beruflicher bzw. unternehmerischer Background aus? Und was fahren Sie für ein Auto?

Ingo Struckmeyer: Mein beruflicher Hintergrund hat nicht viel mit Autos zu tun – ich bin diplomierter Wirtschaftsinformatiker und mit dieser Ausbildung in eine internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaft eingetreten. Später bin ich zu einer der größten Online-Banken in Deutschland gewechselt und habe dazu beigetragen, ein deutschlandweites Finanzdienstleistungsunternehmen aufzubauen. Autos haben mich nie ganz los gelassen – allerdings eher privat. Und da wurde auch die Idee zu Rent’n’Roll geboren: Mein Bruder und ich haben überlegt, dass man eigentlich auch private Autos leihen und verleihen kann. Privat fahren wir einen praktischen Familienkombi und einen flotten Speedster, mit dem man etwas mehr Fahrspaß haben kann. Beide Autos kann man natürlich bei uns auch mieten!

Mit Rent’n’Roll haben Sie eine private Carsharing Plattform gegründet. Wie genau funktioniert das Konzept?

Struckmeyer: Als Autobesitzer kann ich mein Auto über Rent’n’Roll vermieten und so einen Teil der Kosten decken. Jeder registrierte User kann sich natürlich auch ein Auto mieten, was günstiger und flexibler als bei einer Autovermietung oder klassischem Carsharing der größeren Anbieter ist. Während des Vermietzeitraums ist das Auto vollständig versichert – unabhängig von der Versicherung des Fahrzeugeigentümers. Protokolle zur Übergabe sichern den Prozess ab, die Bezahlung läuft vollständig über das Portal. Am Ende der Vermietung bewerten sich dann Mieter und Vermieter gegenseitig.

Wie ist die Idee entstanden?

Struckmeyer: Wir leben heute in einer unglaublich mobilen Welt – eine faszinierende Entwicklung. Autos sind dabei ein wesentlicher Bestandteil, der das Leben erleichtert und uns in wenigen Stunden weite Distanzen zurücklegen lässt. Das bringt aber auch Probleme mit sich – Parkraum wird immer knapper, die meisten Autos werden mehr geparkt als gefahren, und die laufenden Kosten steigen. Mein Bruder und ich haben dann irgendwann begonnen, das private Verleihmodell aus Familien- und Freundeskreis in einen sicheren Ablauf zu packen. Das Internet bot sich als Stützpunkt an, in dem Autos von privat an privat verliehen werden können. Ob für den Ikea-Großeinkauf oder andere Fahrten – Rent’n’Roll soll das Leben der Menschen smart unterstützen und so eine mobile Community begründen. Der Erfolg von privaten Carsharing-Plattformen im Ausland bestätigte uns in der Idee.

Was machen Sie besser/ anders als andere Carsharing Plattformen wie z. B. tamyca.de?

Struckmeyer: Wir bieten nicht nur privates Carsharing, sondern stellen den Communitygedanken in den Vordergrund unserer Plattform. Nicht die Vermietung an wechselnd völlig Fremde ist das Modell, sondern der Aufbau von Gruppen, die sich regelmäßig das Auto leihen. Diesen Prozess des Leihens haben wir in eine Form gegossen, die Sicherheit durch die Versicherung bringt und auch simple, aber wichtige Schritte wie ein Übergabeprotokoll beinhaltet. Wir möchten mit dem Modell nicht nur Online präsent sein, sondern auch Offline Flagge zeigen. Zudem arbeiten wir an der Nutzbarkeit als App, die jetzt als plattformunabhängige Web App bereits gegeben ist. In Kürze wird es Rent’n’Roll auch für das iPhone geben.

Für unsere Nutzer stehen also Community, Komfort und Sicherheit im Vordergrund. Für die weitere Entwicklung haben wir noch weitere Features, aber wir wollen nicht gleich alles verraten!

Und da gibt es ja auch noch die großen Automobilkonzerne – wie z. B. Mercedes mit Car2go – die das Thema Carsharing immer mehr in den Fokus rücken. Wie bewerten Sie das?

Struckmeyer: Dahinter verbergen sich interessante Konzepte, die zumindest dem Thema Carsharing auch in der Breite nach vorne helfen. Doch es gibt klare Unterscheidungsmerkmale, die man bei Car2go bereits an den Kosten festmachen kann. Das Modell ist sehr teuer, eine Stunde Mobilität kann leicht 15 Euro kosten. Es ist eher eine Konkurrenz für den lokalen Taxiunternehmer, der üblicherweise solche Kurzstrecken transportiert. Zudem ist keinerlei Nachhaltigkeit gegeben – es müssen neue Autos für solche Projekte gebaut werden und auch die Parkflächen vor allem in Innenstädten müssen geschaffen oder an anderer Stelle abgezogen werden.

Bei Rent’n’Roll steht der Community-Gedanke im Vordergrund – und eine Community wird erst dann interessant, wenn eine bestimmte kritische Masse erreicht ist. Wie wollen Sie die erreichen?

Struckmeyer: Das ist zunächst eine Frage des Images und des Vertrauens in den Prozess und die Sicherheit. Wir arbeiten daran, das Thema gesellschaftsfähig zu machen und die Vorteile in den Markt zu tragen. Vor allem gilt es, den Vermietern zu zeigen, dass sich in kurzer Zeit feste Communities um ein Auto bilden werden – also ein vertrauenswürdiger Kreis. Daher arbeiten wir stark über PR und verschiedene Aktionen, mit denen wir interessieren und informieren. Wir nutzen dazu auch einen regionalen Fokus, um verschiedene Städte und Ballungsräume zu erschließen.

Wie haben Sie den Start finanziert? Sind Investoren mit an Bord oder ist geplant Venture Capital zu akquirieren?

Struckmeyer: Aktuell sind wir ausschließlich aus eigenen Mitteln finanziert. Mein Bruder Ralf und ich verwirklichen hier eine Idee, da ist es selbstverständlich, auch zunächst eigenes Risiko zu tragen. Wir planen organisches Wachstum; für den weiteren Ausbau sind wir bereits mit einigen Investoren im Gespräch.

Was halten Sie vom Konzept "Social Business"? Hat es bei der Entstehung Ihrer Idee eine Rolle gespielt?

Struckmeyer: Social Business ist in der heutigen Zeit eine wichtige Komponente, als ausgleichender Pol zu den fast ausschließlich renditeorientierten Konzernen. Zudem ist gerade der soziale Aspekt wichtig bei einem Projekt wie unserem – und als Familienvater mit zwei Kindern macht man sich Gedanken über die Zukunft von Kindern und unserer Welt. Wir möchten gerne etwas für die Zukunft bewegen und gleichzeitig mit ganz vielen Autos auf Rent’n’Roll auch Menschen "bewegen".

Warum sollen wir alle Rent’n’Roller werden? Und warum wird Ihr Start-up erfolgreich?

Struckmeyer: Unser Modell ist nachhaltig und hilft, die kontinuierlich steigenden Kosten zu reduzieren. Zum einen für Vermieter, die so die laufenden Kosten wieder erwirtschaften können, zum anderen aber auch für diejenigen, die nun auf einen Zweitwagen verzichten können. Zudem wünschen wir uns einzelne Communities, die sich automobil unterstützen und Mobilität nicht nur in Großstädten, sondern in ganz Deutschland ermöglichen. Autos verschwimmen immer mehr als Statussymbole und bilden sich vielmehr zu Merkmalen der Mobile World aus. Und wir helfen, mit dem richtigen Auto zum richtigen Event fahren zu können. Mobilität balanciert dabei Nutzen, Umwelt und Kosten aus. Erfolgreich werden wir, weil wir mit vollem Einsatz hinter unserer Idee und der Ausführung stehen und Menschen überzeugen möchten. Wenn das auch gelingt, dann haben wir eine neue und mobile Community geschaffen.

Vielen Dank für das Interview!

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