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förderland-Interview mit Christian Bendlin, SIMSA

"Wir haben bereits die ersten Gespräche mit nationalen und internationalen MNOs"

Mittagessen heute bei Luigis. Egal, ob man seine Mitarbeiter über den Ort des kulinarisches Geschehens informieren oder alle Freunde zur Spontan-Party einladen möchte – mit SIMSA genügt eine SMS und alle sind im Bilde. Im Interview mit förderland spricht SIMSA-Gründer Christian Bendlin über die Entstehung des Geschäftskonzepts, seine Erfahrungen bei der UG-Gründung und zukünftige Entwicklungen.

förderland: Hallo Herr Bendlin, stellen Sie sich doch bitte kurz vor. Was waren Ihre bisherigen beruflichen bzw. unternehmerischen Stationen?

Christian Bendlin: 1996 habe ich angefangen eigene Projekte im Internet und für Kunden umzusetzen und in einer Agentur BTX-Banking Systeme ins Internet umzuziehen. Um den damals anstehenden Zivildienst kam ich fast herum: Auf Bemühen der Agentur Razorfish AG in Hamburg wurde ich nach sechs Monaten daraus entlassen und für Razorfish habe ich dann im Projektmanagement-Team für den HypoVereinsbank Relaunch gearbeitet. Mit dem Zusammenbruch der New Economy bin ich beim DZ-Media Verlag eingestiegen, der meine vorherigen Projekte gekauft hatte. 2004 begann ich wieder als Freelancer im IT-Projektmanagement und Consulting zu arbeiten und habe im Auftrag verschiedener Agenturen Projekte für Coca-Cola, BAT/Gauloises, Puma und Becks geleitet. 2006 gründete ich gemeinsam mit meinem Bruder und meiner Geschäftspartnerin die Bendlin GmbH zur Abwicklung des Beratungsgeschäfts.

Aktuell sind Sie Gründer und Geschäftsführer von SIMSA. Was bieten Sie Ihren Kunden?

Bendlin: SIMSA löst ein ganz alltägliches Problem: Die Kommunikation in einer beliebigen Gruppe von unterwegs. Wahrscheinlich kennt jeder die Situation, sich von unterwegs mit mehreren Leuten abstimmen zu müssen. Bisher hat man entweder jedem einzeln eine SMS geschickt oder alle angerufen. Jetzt wählt man einfach den Telefonbucheintrag seiner SIMSA Gruppe und schickt seine SMS. SIMSA verteilt die Nachricht an alle Gruppen-Mitglieder, ebenso die Antworten. Das funktioniert mit jedem Handy und ohne zusätzliche Software.

Wie ist diese Geschäftsidee entstanden?

Bendlin: Dazu gab es zwei Anlässe. Der erste war unsere Alarmanlage im Büro. Als wir zu Dritt waren, war es kaum ein Problem, die anderen beiden darüber zu informieren, wenn die Anlage eingeschaltet war. Bei sechs Leuten hat das aber überhaupt nicht mehr funktioniert, sodass ich des nachts sehr oft von einem ausgelösten Alarm per Telefon geweckt wurde.

Der zweite war, das wir an der Konzeption für ein anderes Projekt saßen. Heimsl sollte unsere einfache Familien-Plattform werden, ähnlich wie Plum. Dafür wollten wir die Funktion eines SMS-Verteilers anbieten, der einfach funktioniert. Das heißt ohne Shortcodes und Keywords. Wir sind auf dem Markt aber nicht fündig geworden und so haben wir überlegt wie man so etwas realisieren könnte. Die Idee war, SMS-Gruppen mit einer eindeutigen Rufnummer zu versehen und SMS an diese Nummer einfach an alle Gruppenmitglieder zu verteilen. Dies hat auch den Vorteil gegenüber Twitter und E-Mails, dass die Gruppen wirklich geschlossen und sicher sind. Mal abgesehen davon, dass SMS nicht in irgendwelchen Spam-Ordnern landen.

Wie viel Entwicklungszeit braucht es, so einen Service aufzusetzen? Was gibt es aus der Entwicklungszeit Spannendes zu berichten?

Bendlin: Alles in allem hat uns die Idee zwölf Monate beschäftigt. Wir haben das ganze ja neben unseren normalen Projekten bearbeitet. Dabei haben wir uns ca. drei Monate mit dem SMS-Markt beschäftigt und wie man so etwas technisch realisieren könnte. Als sich gezeigt hat, das sich das Ganze rechnen könnte, haben wir drei Monate damit verbracht einen Namen zu suchen, das Interface und die Technik zu konzipieren. Es folgten ca. sechs Monate Umsetzung. Man hätte das alles schneller haben können, aber wir versuchten die Fehler, die wir bei so vielen Kunden gesehen haben, nicht zu wiederholen.

Das fängt damit an, dass es nach jeder Änderung am Programmcode hunderte Test-Cases gibt, die die Gesamt-Funktionalität überprüfen. Wenn Entwickler ein Test-System mit einer bestimmten Software Version benötigt, wird einfach für die Dauer des Bedarfs eine Testumgebung über Amazon Web Services gestartet. Und wir haben unser System so gebaut, dass wir problemlos skalieren können, getestet haben wir es bisher mit 1.000 SMS pro Sekunde. Die Entwicklung an sich lief reibungslos, da wir auf ein seit Jahren eingespieltes Team von Freelancern aus Polen, Russland, Ukraine und Japan setzen konnten.

Wie haben Sie die Entwicklung finanziert? Und wie sollen sich die Umsätze – nach Business Plan – entwickeln? Wann werden Sie profitabel arbeiten?

Bendlin: Wir haben die Entwicklung aus dem Überschuß unseres Beratungsgeschäftes finanziert. Die Umsätze sollen sich natürlich gut entwickeln. Wir haben unserem Business-Case äußerst konservative Zahlen zugrunde gelegt und ab 25.000 aktiven SMS-Gruppen arbeiten wir profitabel. Unser System ist als Plattform entwickelt worden und Ziel ist es vor allem auch SMS-Gruppen als Mehrwert-Produkt an Mobile Network Operator zu verkaufen. Wir haben bereits die ersten Gespräche mit nationalen und internationalen MNOs.

Sie bedienen sich ja mit der UG (haftungsbeschränkt) einer noch jungen Rechtsform. Was waren die Gründe für diese Wahl? Welche Erfahrungen haben Sie bei der formellen Gründung gemacht? Gab es da noch Probleme?

Bendlin: Die SIMSA UG sollte eigenständig von unserem Beratungsgeschäft laufen, um einen möglichen Verkauf und Beteiligungen einfach zu gestalten. Schlicht um Geld zu sparen und es schnell zu machen, haben wir uns für die UG entschieden, mussten aber feststellen das es noch einige Probleme gab. Für den Notar war es die erste UG-Gründung und wenn man nicht mit einem Euro Stammkapital startet, muss man auch weiterhin ein Konto eröffnen. Die Deutsche Bank Filiale hatte aber auch noch nie eine UG-Gründung gemacht, sodass Notar und Bank sich erstmal zwei Wochen über die notwendigen Unterlagen einig werden mussten. Das Finanzamt war glücklicher Weise schneller als Handelsregistereintrag und Bankkonto Eröffnung. Beim nächsten Mal: Mit einem Euro gründen und dann das Stammkapital nachträglich erhöhen. Erspart einem das übliche Rumgehadere mit der Bank bei der Konto-Eröffnung einer Gesellschaft die sich in Gründung befindet.

Wie bringen Sie Ihren Service "an den Mann" bzw. "aufs Handy"? Welche Vertriebskanäle/Marketingaktivitäten nutzen Sie? Wie fällt das Feedback bisheriger Kunden aus?

Bendlin: Ganz klassische Gutschein-Aktionen On- und Offline. Wir haben festgestellt, dass die Leute SMS-Gruppen erst verstehen, wenn Sie sie ausprobiert haben, Sie dann aber umso mehr nutzen. Wir reden mit den Mobilfunk-Vertriebsketten, die unsere Gutscheine als Zugabe an Ihre Kunden geben und das Produkt einfach im Laden erklären können.

Wir hatten interessantes Feedback bisher. In der "Internetszene" verstehen viele denn Sinn des Produktes in Zeiten von Skype, Facebook oder gar Twitter nicht. Klassische "Offline"-Berufe hingegen lieben das Produkt. Der Handwerksbetrieb mit seinen Mitarbeitern auf Montage, Schüler die es zum gemeinsamen Schummeln während der Klassenarbeit nutzen oder Familien zur Organisation Ihres Alltags, Vereine usw. Facebook, Skype, Twitter sind ja an sich erstmal unterschiedliche Arten der Kommunikation. Sie alle haben gegenüber der SMS mehrere Nachteile, weswegen wir nicht glauben dass die SMS so schnell abgelöst wird. Jedes Mobiltelefon kann SMS jederzeit empfangen. Facebook, Skype und Twitter setzen immer vorraus, das der Benutzer einen Account hat, die Anwendung installiert und die Anwendung aktiv, bzw. die Website geöffnet worden ist, und der Dienst gerade auch funktioniert. Und vor allem in den BRIC Ländern und weiteren "Digitalen Schwellenländern", die eine hohe Mobiltelefonverbreitung, aber eine geringe Internetverbreitung haben, hat die SMS Ihren Zenit noch lange nicht erreicht. Auch die USA sind gerade erst am Anfang und haben unglaubliche Wachstumsraten bei SMS.

Was steht in nächster zeit auf Ihrer to-do-Liste? Planen Sie den Service zu erweitern?

Bendlin: Wir haben einige Gespräche mit Mobilfunkfirmen anstehen und wir prüfen derzeit, ob wir noch eine Finanzierungsrunde einlegen. Wir haben einige weitere Ideen für SIMSA, vor allem an den Preisen wollen wir noch arbeiten und haben dazu einige interessante Lösungsansätze entwickelt.

Vielen Dank für das Interview!

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