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Interview mit Christian Schnagl, CEO posterXXL AG

"Wenn es einen Markt noch nicht gibt, sind wir gerne Pionier und bauen den mit auf"

Die posterXXL AG bietet individualisierte Fotodienstleistungen im Digitaldruck und erreichte 2009 als Deutschlands schnellst wachsendes Technologie-Unternehmen den ersten Platz beim „Deloitte Technology Fast 50 Wettbewerb“. Im Interview spricht CEO Christian Schnagl über die Herausforderungen des Wachstums sowie gegenwärtige und zukünftige Märkte und Chancen.

Christian Schnagl, CEO posterXXL AG

Stellen Sie uns die posterXXL AG näher vor?

Christian Schnagl: Wir sind ein schnell wachsender Anbieter von individualisierten Fotodienstleistungen im Digitaldruck. Die Produktpalette reicht dabei von großformatigen Produkten - wie zum Beispiel Poster, Leinwände oder Acryl-Glas - über Fotobücher und Kalender bis zu diversen Fotogeschenken. Die posterXXL AG produziert ihre gesamte Produktlinie selbst. Es werden Privat- und Geschäftskunden in Deutschland, Österreich, Frankreich, Benelux beliefert. Daneben ist die posterXXL AG auch Großlabor für Wiederverkäufer, Fotofachhandel und Fotografen.

2009 erreichte die posterXXL AG als Deutschlands schnellst wachsendes Technologie-Unternehmen den ersten Platz beim „Deloitte Technology Fast 50 Wettbewerb“. Doch der enorme Wachstum des Umsatzes und auch bei den Mitarbeitern hat zu Problemen geführt und Umstrukturierungen nötig gemacht. Wie sahen die aus? Und haben die „gefruchtet“?

Schnagl:
Die posterXXL AG ist jedes Jahr mit über 50 Prozent gewachsen. Wir wollten schnell eine kritische Größe erreichen, um unsere Marktposition zu festigen. Dies ist uns gelungen.

Die Regionen und Produkte waren aber nicht alle gleich effektiv. UK und Italien waren beispielsweise nicht profitabel und wären es auch in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht geworden. Folglich bedienen wir diese Märkte nicht mehr. Wichtig ist, dass man das schnell erkennt und dann auch konsequent handelt. Seit letztem Jahr haben wir von einem expansiven Wachstum auf einen strikten Fokus auf Kernmärkte und Kernprodukte umgestellt – mit Erfolg. Unser Ergebnis ist bereits zum Halbjahr um 3,4 Millionen Euro besser als im Vorjahr und in Deutschland wachsen wir damit trotzdem noch 2-stellig

Für Start-ups kann schnelles Wachstum schnell zum Problem werden. Welche Herausforderungen bringt Wachstum eigentlich konkret mit sich? Und wie geht man die an?

Schnagl: Das ist sicherlich für jedes Unternehmen individuell. Am Wichtigsten ist es, ein gutes Team und eine Unternehmenskultur zu haben, die von Begeisterung, Vertrauen und Agilität geprägt ist. Gerade in expansiven Wachstumsphasen ist die permanente Optimierung und Anpassung von Strukturen der Normalfall. Wer das nicht mag, ist falsch im E-Commerce.

Selbst wenn man von Anfang an mit großem Wachstum plant, kann man sich möglicherweise als Start-up keine Konzern-Strukturen leisten. Man muss Lösungen finden, die der Unternehmensgröße angepasst sind. Wir haben beispielsweise erst vor drei Jahren SAP B1 (eine SAP Lösung für den Mittelstand) und ein digitales Dokumentenmanagementsystem eingeführt. Das hätten wir uns zum Start nicht leisten können/wollen, aber es bringt erhebliche Erleichterungen, eine maximale Skalierbarkeit und Transparenz - vor allem bei hohem Belegaufkommen.

Wie steht die posterXXL AG am Markt da? Wer sind die größten Konkurrenten? Warum sollten Kunden sich für die posterXXL AG entscheiden?


Schnagl:
Viele unserer Mitanbieter veröffentlichen keine Umsatzzahlen. Wir sind aber für Privatkunden sicher einer der größten Direkt-Anbieter und sind führend im Bereich großformatiger Produkte.

Wir haben einen hohen Qualitätsanspruch und produzieren unsere Produkte daher alle selbst am Standort München. Wir bieten unseren Kunden die einfachste Lösung, sehr gute Fotoprodukte schnell und erschwinglich zu erhalten. Einfachheit in allen Facetten ist unser Anspruch. Dazu gehören ein einfaches Preismodell, eine optimale und schnell erfassbare Produktpräsentation sowie komfortable und einfache Bestellwege.

Sie bedienen Privat- und Geschäftskunden in Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Was hält Sie von weiteren Märkten fern?

Schnagl: Unser Kurs ist klar eine Fokussierung auf die Kernmärkte. Wenn wir in einem Land mittelfristig nicht mindestens unter die Top 3 Player kommen können, ist es Zeit und Geldverschwendung.

Das Web entwickelt sich ständig weiter – bringt neue Technologien und neue Herausforderungen hervor. Welche Trends in der Online-Welt sehen Sie auf uns zurollen? Und wie wird die posterXXL AG damit umgehen?

Schnagl: In unserer Branche muss man sehr schnell auf diese Veränderungen reagieren. Darauf haben wir unser Unternehmen eingestellt. Es ist wichtig, zu testen. Von allgemeiner Marktforschung/Trendforschung halten wir wenig, denn wir haben über 2 Mio. Kunden aus allen Bevölkerungsschichten. Wenn wir etwas Neues anbieten – und das können Produkte, aber auch Technologien sein - haben wir die beste Marktforschung, die man sich vorstellen kann. Die entscheidende Frage ist nämlich, ob es auch tatsächlich benutzt oder gekauft wird. Erst, wenn unsere Kunden das gut finden, geben wir Geld für Werbung aus. Sicher wird aber Mobile Marketing und das was mit dem mobil aufgenommenen Foto passieren soll, eine Rolle spielen. Wenn es einen Markt noch nicht gibt, sind wir gerne Pionier und bauen den mit auf.

Vielen Dank für das Interview!

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