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Interview mit Jessica Dreyer, Twinkle Kid

"Unser großes Vorbild ist hier MyMuesli!"

Raus aus dem Erziehungsurlaub, rein ins Start-up-Leben. Jessica Dreyer und Antje Loesdau sind nicht nur beide junge Mütter, sondern auch junge Gründerinnen. Sie haben eigenes Kapital in die Hand genommen und bieten mit Twinkle Kid Kinder-Wintermützen mit einem einzigartigen Leuchtbommel an, der Kinder im Straßenverkehr besser sichtbar macht. Im Interview mit förderland spricht Gründerin Jessica Dreyer über kleine Budgets und große Pläne.

Jessica Dreyer und Antje Loesdau, die Gründerinnen von Twinkle Kid. Jessica Dreyer und Antje Loesdau, die Gründerinnen von Twinkle Kid.

förderland: Hallo Frau Dreyer, erzählen Sie uns doch bitte kurz etwas über sich. Wie sah vor der Gründung Ihres aktuellen Start-ups Twinkle Kid ihr Leben aus?

Jessica Dreyer: Ich habe 2007 meinen Sohn bekommen und ein Jahr Erziehungsurlaub bei meinem Arbeitgeber eingereicht. In dieser Zeit habe ich meine Kollegin Antje Loesdau und ihre Tochter kennengelernt. Unsere Kinder sind im selben Alter. Auch Antje war damals im Erziehungsurlaub. Die Idee zu Twinkle Kid kam uns bei einem Urlaub, bei dem wir uns kennenlernten.

Was ist Twinkle Kid? Und wie hat sich seit Gründung Ihr Leben verändert?

Jessica Dreyer: Twinkle Kid bietet Kinder-Wintermützen mit dem einzigartigen Leuchtbommel an. In den Mützenbommel ist reflektierendes Garn eingearbeitet, das den Bommel und folglich das Kind bis zu 160 m im dunklen Straßenverkehr sichtbar macht für Autofahrer. Das Kind ist also geschützter unterwegs.

Seit der Gründung arbeiten wir deutlich mehr. Es gibt keinen geregelten Arbeitstag mehr, sondern auch viele Abend-/ Nacht- und Wochenendschichten. Antje und ich können tagsüber beide nur vormittags arbeiten, wenn die Kinder im Kindergarten sind. Es ist wahnsinnig interessant, sich mit allen Aspekten eines Unternehmens zu beschäftigen. Ein tolles Gefühl, selbstbestimmt zu arbeiten.

Wie ist die Idee zu Ihrem "Baby" entstanden?

Jessica Dreyer: Wir waren zum Urlaub im Bayerischen Wald. Es war November und ein verregneter, kalter und dunkler Nachmittag. Wir hatten uns während eines Ausflugs in einen Naturpark darüber unterhalten, dass wir uns beide gerne selbstständig machen wollten, "irgendwas" mit Kindern. Wir wollten beide nicht in Teilzeit in unser Angestelltenverhältnis zurück. Recht schnell kam uns dann aus der Praxis heraus die Idee zu den Mützen mit Leuchtbommel, der die Kinder im dunklen Straßenverkehr von allen Seiten sichtbarer für Autofahrer macht. Wir wollten zusätzlich auf den Zug "Mass customization" aufspringen und bieten die Mützen daher individualisierbar in Form, Farbe und reflektierenden Motiven mit Swarovskis oder Nieten an. Jede Mütze wird dadurch zu einem Unikat!

Sie haben Twinkle Kid Mitte 2010 gegründet. Wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt? Was sind/ waren die größten Herausforderungen? Und wie sind sie die angegangen?

Jessica Dreyer: Nach Gründung im Sommer 2010 haben wir sogleich im Herbst 2010 den renommierten Innovationspreis 2010 der Kind&Jugend (intl. Messe für Kinderausstattung) in der Kategorie Textilien gewonnen. Es nahmen über 200 Bewerber teil. Dieser Preis gab uns die Möglichkeit, international Interesse zu wecken. Es folgten Anfragen aus zwanzig Ländern.

Die größte Herausforderung war die Preisgestaltung, denn wir konnten/ können nur kleine Mengen an Mützen und Reflexmaterialien produzieren lassen, und das macht es teuer. Ein großes Lager können wir uns nicht leisten. Wir haben jedoch ein verändertes Konzept erarbeitet, mit dem wir preislich nun auch den Einzelhandel besser erreichen können.

Sie haben bei der Gründung auf private Mittel zurückgegriffen? Ganz dumm gefragt: Wie viel Geld – und Zeit – haben Sie investiert? Und: Zahlt sich Ihr Investment bereits aus?

Jessica Dreyer: Ja, Twinkle Kid wurde mit privaten Mitteln gegründet. Wir sind froh, dass wir diese Möglichkeit hatten. Es war ein Investment im unteren fünfstelligen Bereich. Wir stecken lieber jeden verdienten Cent in die Weiterentwicklung der Produkte oder die Verbesserung des Online-Shops als unsere Schulden zu begleichen. Dies hat Vor- und Nachteile.

Warum haben Sie keinen Investor ins Boot geholt? War das eine bewusste Entscheidung? Und wie sieht es dahingehend in der Zukunft aus?

Jessica Dreyer: Wir sind zwei Geschäftsführerinnen und wollten bewusst keinen dritten im Bunde, schon gar nicht jemand Fremdes. Hätte es einen zusätzlichen privaten Investor gegeben, hätten wir ihn sicher gerne eingesetzt. Wir empfanden die Höhe unseres Investments auch als ausreichend, um das umzusetzen, was wir vorhatten. Mehr war halt nicht drin.

Eine der größten Herausforderungen dürfte es sein, ihr Produkt bekannt zu machen. Wie gehen Sie da vor? Gibt es ein Budget für Marketing/ Werbung? Und auf welche Kanäle setzen Sie – mit welchem Erfolg?

Jessica Dreyer: Unser großes Vorbild ist hier MyMuesli ! Ein Web 2.0-Unternehmen, das es übers Internet geschafft hat, bekannt und sehr erfolgreich zu werden. Ein Budget für Marketing/ Werbung haben wir nicht übrig. Das einzige Investment hier waren die Teilnahme an der Kind&Jugend 2010 und die Babywelt 2010. Für die Kind&Jugend erhielten wir vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie als junges, innovatives Unternehmen eine sehr großzügige finanzielle Förderung.

Ansonsten beschränken sich unsere Marketingaktivitäten auf facebook, twitter und die Verteilung von Prospekten. Mundpropaganda ist auch nicht zu unterschätzen. Jegliche Berichterstattung von interessierten Journalisten ist ebenfalls sehr hilfreich. Hierzu schreiben wir die Zeitungen selbst an und stellen uns vor. Ansonsten gehen wir Klinken putzen wie die meisten jungen Unternehmen.

Das Thema "Social Entrepreneurship" ist ja gerade in aller Munde! Wie stehen Sie zu diesem Thema?

Jessica Dreyer: Für uns auch ein wichtiges persönliches Anliegen. Twinkle Kid-Mützen werden zum einen in Deutschland gestrickt, und das aus 100% Bio-Baumwolle. Die Baumwolle stammt aus einem Projekt, das Tausenden von Bauern bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen ermöglicht. Wir können dank der Fertigung in Deutschland und Verwendung von Bio-Baumwolle garantieren, dass unsere Kindermützen oder die Baumwolle hierfür NICHT von indischen Kinderhänden unter hoher Schadstoffbelastung verarbeitet werden. Ferner besteht eine Unternehmenspatenschaft mit SOS-Kinderdörfer.

Was wünschen Sie sich für das Jahr 2011? Was sind Ihre Ziele?

Jessica Dreyer: 2011 möchten wir über den Einzelhandel anbieten. Hierzu laufen zur Zeit bereits einige interessante Gespräche mit großen Warenhaus-Ketten. Unser Ziel ist es, Twinkle Kid-Mützen bekannter zu machen und die Eltern davon zu überzeugen, wie wichtig und einfach es für die Kids ist, mit einer Mütze von Twinkle Kid sicher im Straßenverkehr unterwegs zu sein.

Besten Dank für das Interview!

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