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Statistik

Schluss mit Spekulationen - der Gründungszuschuss in Zahlen

Bevor die Förderung der Selbständigkeit aus der Arbeitslosigkeit dieses Jahr eine weitere Reform erfuhr, jonglierten einige Politiker vielfach mit Begriffen wie „Mitnahme-Effekten“ und "Missbrauch" beim Gründungszuschuss herum. Doch verlässliche Zahlen zur Thematik Gründungszuschuss gibt es erst jetzt.

Professor Caliendo und seine emsigen Mitarbeiter haben für das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ein Papier herausgegeben, auf das man schon lange gewartet hat, nämlich ein aufbereitetes Zahlenwerk zum Gründungszuschuss, der staatlichen Förderung aus der Arbeitslosigkeit heraus. Dieses Papier stellt einige Sachverhalte klar, über die vorher seitens der Regierungsparteien größtenteils spekuliert wurde. Die wichtigsten Punkte der Untersuchung:

  • Gründungszuschuss ist überaus erfolgreich
  • Gründungen ziehen weitere Beschäftigungen nach sich
  • Missbrauch eher unwahrscheinlich
  • Mitnahme-Effekte sind vorhanden, allerdings schwächer als angenommen

Gründungszuschuss ist erfolgreiches Arbeitsmarkt-Instrument

75% (Westen) bis 84 Prozent (Osten) aller GZ-geförderten sind auch noch 19 Monate nach der Gründung selbständig. Zusätzliche rund 10 Prozent der Geförderten ist in einem sozialversicherungspflichtigem Angestelltenverhältnis. Das Resultat ist also eine Erfolgsquote von über 90 Prozent. Gefördert werden allerdings nur Gründungen aus dem ALG I heraus, für Empfänger des ALG II ist der Gründungszuschuss nicht vorgesehen.

Gründungen ziehen Beschäftigungen nach sich

Rund ein Drittel der Gründungen ziehen weitere Beschäftigungsverhältnisse nach sich. Hierbei ist die Quote bei Männern (rund 4) höher als die bei Frauen-Gründungen (rund 2,5). Diese zusätzlichen Stellen entsprechen im Schnitt etwa 2,1 sozialversicherungspflichtigen Stellen.

Missbrauch eher unwahrscheinlich

Der Missbrauch des Instruments Gründungszuschuss war dahingehend kritisiert worden, dass Gründungszuschüsse nur der Vorwand seien, um einen verlängerten ALG-I Anspruch (+6 Monate) abzugreifen. Diese Vorwürfe haben sich als mehr als haltlos herausgestellt. Bereits 86 Prozent der Gründungen fand bis 6 Monate nach dem Beginn der Arbeitslosigkeit statt, somit wird bei den meisten Gründern die Gründungsoption schnell klar.

Mitnahme-Effekte sind schwach vorhanden

Die Definition der Mitnahme-Effekte ist diese: Wären Gründer auch ohne die Förderung erfolgreich gewesen und haben sie sich extra deswegen arbeitslos gemeldet? Fast die Hälfte (47%) der Bezuschussten ist der Meinung, dass sie den Zuschuss nicht benötigt hätten. Doch zum ersten wussten sie das vorher nicht und zum zweiten spielen noch weitere Faktoren eine Rolle. So wurde weiterhin gefragt, ob eine Arbeitslosmeldung nur wegen der Inanspruchnahme des Gründungszuschuss erfolgte. Hier sank die effektive Zahl auf 21 Prozent der Befragten. Durch eine weitere Kontrollfrage (War der GZ fürs Überleben in den ersten 6 Monate der Gründung wichtig) stellte sich eben heraus, dass insgesamt von einer Mitnahmequote von 7,1 Prozent auszugehen sei. Also Gründungen, auf deren Erfolg der Gründungszuschuss keine Auswirkungen hatte und auch das so geplant war.

Kritik an den aktuellen Änderungen

Mit der Veröffentlichung der IAB-Studie steht Arbeitsministerin Ursula von der Leyen unter massiver Kritik: Mitnahme und Missbrauch wurden überschätzt und dafür ein erfolgreiches Arbeitsmarkt-Instrument beschnitten. Und die Zahle scheinen den Kritikern Recht zu geben: Die Zahl der Geförderten im Januar ging im Vergleich zum Vorjahr um zwei Drittel(!) zurück. Das kann zwar auch noch andere Ursachen haben, wie etwa eine erhöhte Zahl derer, die die Gründung zu alten Konditionen noch im alten Jahr abwickeln wollten oder die gute Wirtschaftslage, doch frappierend ist der Unterschied allemale. Auch die IAB-Fachleute ahnen eine Gefahr für das Instrument: „Eine restriktive Fördervergabe könnte die bislang positive Zwischenbilanz deutlich verändern“. Zudem springt Caliendos Professoren-Kollege, mit dem bezeichnenden Namen Alexander Kritikos vom Entrepreneurship-Lehrstuhl der Universität Potsdam seinem Kollegen bei, in dem er angesichts des IAB-Papiers "die jüngste restriktive Reform des Gründungszuschusses kaum nachvollziehbar" hält (Handelsblatt Online).

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