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Interview mit Peter Wehner, Lokalisten.de

"Ohne solche großen Freunde ist so ein Projekt nicht zu stemmen"

förderland im Gespräch mit Peter Wehner, Mitgründer von Lokalisten.de, über große Freunde, die einem finanziell und mit Know-how unter die Arme greifen, klassische Online-Werbemittel, innovative Direktmarketing-Kampagnen und eine Plattform für Freunde, Freundesfreunde,...

Das Gründerteam der Lokalisten (v.l.): Jürgen Gerleit, Peter Wehner, Norbert Schauermann, Andreas Hauenstein, Andreas Degenhart. Das Gründerteam der Lokalisten (v.l.): Jürgen Gerleit, Peter Wehner, Norbert Schauermann, Andreas Hauenstein, Andreas Degenhart. Bild: Lokalisten

förderland: Herr Wehner, wer sind Sie, was können Sie, was machen Sie?

Peter Wehner: Ich bin der Peter. Ich kann fünf Meter geradeaus denken und drei Meter freihändig sprechen. Ansonsten komme ich aus der Nähe von München, habe Bauingenieurwesen studiert, mache gerne und viel Sport und treffe mich gerne mit meinen Freunden.

förderland: Wie ist Ihre Geschäftsidee entstanden, wie würden Sie Ihre Zielgruppe definieren und wer sind die Menschen hinter Lokalisten.de?

Wehner: Wir haben festgestellt, dass man zu wenig Zeit hat, seinen Freundeskreis zu pflegen. Alle sitzen arbeitstechnisch die meiste Zeit am Rechner. Das Kontaktieren der Freunde über E-Mail war uns zu wenig. Außerdem waren wir auf der Suche nach einem Zwischending zwischen "zuhause bleiben" und "weggehen".

Zuerst wollten wir ein Loft mieten als großes Wohnzimmer für den erweiterten Freundeskreis mit immer vollem Kühlschrank, Musikanlage, Sofa und diversen "Spielsachen" wie Carrerabahn, Kicker, Beamer, usw. Um die Miete zu teilen und damit nicht immer die gleichen Leute da sind, sollte jeder seinen erweiterten Freundeskreis für diese Idee gewinnen. Das Ganze war uns aber zu teuer. Deshalb haben wir beschlossen, das erst mal virtuell zu testen. Jeder lädt seine Freunde dazu ein und diese wiederum ihre Freunde. Das gewährleistet, dass jeder jeden über ein paar Ecken kennt. Und so entstand das virtuelle Club-Haus für Freunde und Freundesfreunde in Verbindung mit "Live-Aktivitäten" im richtigen Leben, weil das Internet natürlich kein Ersatz für das richtige Leben ist. Es war und ist also keine Geschäftsidee, sondern eine Spaßidee für den eigenen erweiterten Freundeskreis.

Unsere Zielgruppe sind Freunde. Die Lokalisten sind zwischen 18 und 40 Jahre alt, überdurchschnittlich sportlich und natürlich gegenüber den modernen Kommunikationsmedien aufgeschlossen. Wir schätzen einfach Leute, die freundlich zueinander und aktiv sind.

förderland: Das Gründerteam besteht aus fünf Personen. Verderben viele Köche nicht den Brei? Gibt es nie Kompetenzstreitigkeiten?

Wehner: Ich dachte immer, dass viele Köche maximal die Köchin verderben, aber Spaß beiseite. Wir haben alle sehr unterschiedliche Fähigkeiten und ergänzen uns daher prima gegenseitig. Jeder Einzelne hat seinen eigenen Zuständigkeitsbereich, somit ist auch jeder Einzelne eine Bereicherung für das Team. Zusammen mit Freunden an einem Projekt für Freunde zu arbeiten - was kann es Schöneres geben? 

förderland: Eine gute Idee allein macht noch kein erfolgreiches Unternehmen. Woher haben Sie das Startkapital genommen? In welchen Dimensionen bewegen wir uns denn?

Wehner: Wir haben glücklicherweise mit der P7S1 Media GmbH einen großen Freund gefunden, der uns sowohl finanziell als auch mit Know-how unterstützt.
Außerdem hilft uns die Firma SpaceNet beim Hosting. Ohne solche großen Freunde ist so ein Projekt wie die Lokalisten nicht zu stemmen. Die Lokalisten-Seite gehört deutschlandweit zu den zehn meistgeklickten Seiten. 

förderland: Ihr Portal ist im Mai 2005 an den Start gegangen. Wie viele Benutzer haben sich seit dem Launch angemeldet und wie viele sollen es noch werden?

Wehner: Mittlerweile gibt es etwa 900.000 Lokalisten. Täglich kommen mehrere Tausend neue User dazu. Wie viele es werden, hängt von den Freunden der vielen, vielen Freunde und Freundesfreunde ab.

förderland: Wie finanziert sich Ihr Portal? Werbung, Provisionen, etc…? Schreiben Sie schon schwarze Zahlen?

Wehner: Unser Geschäftsmodell basiert auf der Vermarktung von klassischen Online-Werbemitteln und innovativen Direktmarketing-Kampagnen, die zudem Vorteilsangebote für Lokalisten-Mitglieder beinhalten. Die Besonderheit bei allen Werbeformen ist die Möglichkeit der gezielten Ansprache der Zielgruppe (Targeting) nach Alter, Geschlecht und natürlich Region hervorzuheben, wodurch Streuverluste verhindert und die Performance einer Kampagne enorm gesteigert werden kann.

förderland: Inzwischen haben Sie sich mit Lokalisten.de am Markt positioniert. Bis es soweit war, hatten Sie sicher einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen oder die eine oder andere Durststrecke zu überwinden, oder?

Wehner: Ohne große Freunde ist es gar nicht so leicht, die vielen Rechner und das Hosting zu finanzieren. Das mit der Durststrecke war kein Problem: Wir haben einen meistens vollen Kühlschrank mit Getränken im Büro!

förderland: Was hat es mit dem neuen geschaffenen Mentoring-Programm der Lokalisten auf sich?

Wehner: Es gibt sehr viel positives Engagement der Lokalisten. Wir versuchen diese positive Energie zu nutzen und in gute Taten umzuwandeln. Unsere neueste Aktion ist das Mentoring-Programm: Junge Lokalisten zwischen 14 und 18 Jahren können sich in der Gruppe "Lokalisten-Mentees" eintragen, während ältere, berufserfahrene Lokalisten der Gruppe "Lokalisten-Mentoren" beitreten können. Ziel ist es, aus je einem jüngeren und einem älteren Lokalist Tandems zu bilden, die sich regelmäßig treffen und sich austauschen. Die Mentees sollen so Hilfestellung beim Treffen wichtiger Entscheidungen - wie etwa der Wahl eines Berufes - erhalten. Beim Mentoring arbeiten wir mit den "Komplizen - Mentoring für Schüler" zusammen.

förderland: Ihr Erfolg steht und fällt mir der Bereitschaft der Internetnutzer, sich auf Ihrem Portal anzumelden und mitzumachen. Wie groß ist Ihre Angst, dass der Community-Boom allmählich nachlässt bzw. der Bedarf der Menschen gesättigt ist?

Wehner: Die Gallier haben lediglich davor Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt! Wir haben alle Hände voll zu tun, die vielen schönen Ideen und Anregungen der Lokalisten auf die Seite bzw. auf die Straße zu bringen. Da bleibt gar keine Zeit, sich Sorgen zu machen und das ist gut so. Außerdem, wenn wir nur ein kleinwenig dazu beigetragen haben, dass die Leute etwas offener und freundlicher zueinander sind, dann haben wir schon jede Menge erreicht.

förderland: Ihre Gründung liegt inzwischen über zwei Jahre zurück. Würden Sie rückblickend alles wieder genauso machen? Haben Sie den Schritt in die Selbstständigkeit jemals bereut?

Wehner: Bevor es die Lokalisten gab, waren wir auch alle selbstständig tätig bzw. sind es neben den Lokalisten immer noch. Daher hing der Schritt in die Selbstständigkeit nicht mit den Lokalisten zusammen.

förderland: Was steht momentan auf Ihrer ToDo-Liste?

Wehner: Die Entwicklung wird stark durch Vorschläge aus den eigenen Reihen geprägt. Mal schauen was uns und den vielen tausend Lokalisten noch so einfällt. Es soll keinesfalls langweilig werden. Zur Zeit zeichnen sich zwei Hauptrichtungen ab: multimedialer - Sound und bewegte Bilder - und mobiler - Handy-Plattform - werden.

förderland: Vielen Dank für das Gespräch.

© 2007 förderland

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