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Interview mit Sascha Coldewey

"Man muss die Zielgruppe kennen, um die richtigen Produkte auswählen zu können"

Zur Person: Mit 20 gründete Sascha Coldewey im Jahr 2000 seinen ersten Online-Shop für Graffiti-Artikel, graffitiStyles.com. 2002 startete er die erste eigene Textilproduktion, die zweite folgte ein Jahr später. 2004 gründete er sneakersWorld.de und im November desselben Jahres Kolibrishop.com, einen Online-Shop für Fashion, Streetwear, Schuhe und Accessoires. Der Internet-Shop wurde 2005 durch einen Laden in Mainz flankiert. Seit kurzem ergänzt die Community DeineStyles das Angebot.

Sasha Coldewey, Gründes des Kolibrishops.

förderland: Herr Coldewey, was macht Ihrer Meinung nach einen guten Online-Shop aus?

Sascha Coldewey: Das Ziel eines jeden Online-Shops sollte es sein, Kunden an den Shop zu binden, damit sie gerne wiederkommen. Deshalb steht für mich Kundenservice ganz oben auf der Liste. Von Anfang an habe ich größten Wert darauf gelegt, dass der Bestellvorgang in meinen Online-Shops reibungslos abläuft, Kundenanfragen so schnell wie möglich beantwortet werden und die Versandzeiten kurz zu halten sind. Ein sicherer Bestellablauf, verantwortungsbewusster Umgang mit persönlichen Daten, faire Versandkosten und eine genaue Dokumentation des Bestellvorgangs gewährleisten, dass die Käufer Vertrauen aufbauen und im Idealfall wieder vorbeischauen oder den Shop weiterempfehlen.

Ein weiterer Punkt ist die Navigation: Die Besucher des Shops sollen sich schnell zurechtfinden. Wer ganz gezielt nach einem bestimmten Produkt, wie beispielsweise einer Sweatjacke von Bench sucht, benötigt eine ausgereifte Suchfunktion nach Stichwörtern, die schnell ans Ziel führt. Auch das Stöbern im Shop soll Spaß machen, entweder in den entsprechenden Produktkategorien oder nach Marken sortiert. Durch zusätzliches Anzeigen verschiedener Artikel, die dem Besucher ebenfalls gefallen könnten, liefern wir Anregungen und wecken die Lust am Weiterstöbern.

Gerade beim Online-Shopping ist eine exakte Produktbeschreibung und -abbildung wichtig. Hochwertige Fotos und Detailaufnahmen tragen wesentlich dazu bei, dass der Nutzer einen optimalen Eindruck vom Produkt erhält und genau das bekommt, was er erwartet.

Für mich ist es von großer Bedeutung, eine Bindung zu meinen Kunden aufzubauen. Man muss seine Zielgruppe kennen, um die richtigen Produkte auswählen zu können und den Nerv der User zu treffen. Ich zähle mich sogar selbst zu meiner Zielgruppe und stehe hinter den Marken, die ich verkaufe. Gute Kontakte und Erfahrung tun ihr Übriges, um neue Trends zu erkennen und rechtzeitig aufzunehmen.

förderland: Sie haben im Jahr 2000 Ihren ersten Online-Shop eröffnet. Warum haben Sie sich damals dazu entschieden, Ihr Glück im Internet zu versuchen und nicht mit einem stationären Ladengeschäft?

Coldewey: Neben Graffiti war Programmieren schon immer eines meiner Hobbys. Schon während meiner Ausbildung zum Bürokaufmann fing ich an, die Website graffitiStyles  zu programmieren und spezialisierte mich zunächst auf einen Online-Versand von Graffiti-Artikeln, wie Dosen, Magazinen, Büchern und vereinzelt auch schon Textilien. Wir zählten damals zu einem der ersten Unternehmen mit eigenem Shop im Internet.

Zwei Jahre später startete ich eine eigene Textilproduktion mit namhaften Künstlern aus der Graffitiszene, die ich europaweit vertrieben habe. Wegen meiner guten Erfahrungen im Vertrieb von Textilien gründete ich 2004 den KolibriShop , einen Online-Shop für Streetwear, Schuhe und Accessoires. Heute zählt er zu den führenden Anbietern in diesem Bereich. 

förderland: Wie haben Sie Ihr Projekt finanziert?

Coldewey: Ganz zu Beginn habe ich den Shop aus eigener Tasche finanziert. Da ich mich selbst um das Programmieren des Shops, den Wareneinkauf, Versand und Support gekümmert habe, konnte ich die Kosten gering halten. Von den ersten Bestellungen bis heute finanziert sich der KolibriShop rein aus dem Cashflow.

förderland: Welche Hürden mussten Sie bei der Gründung Ihres Online-Shops überwinden?

Coldewey: Im Jahr 2000, als ich meinen ersten Online-Shop gegründet habe, waren die Hürden noch recht gering. Ich habe damals ein Gewerbe angemeldet, den Shop selbst programmiert und losgelegt. Nach wenigen Tagen bekam ich meine erste Bestellung und von da an ging es kontinuierlich bergauf. 

förderland: Wie haben Sie es geschafft, Ihren Online-Shop bekannt zu machen?

Coldewey: Das war damals ebenfalls noch einfacher. Die Diskussionen, die heute in Blogs stattfinden, gab es damals in Gästebüchern oder Foren, und genau dort hatte ich angefangen, den Shop bekannt zu machen. Durch graffitiStyles war ich auch nahe an der Szene und damit an meiner Zielgruppe. Ich bin auf viele Veranstaltungen gegangen und habe Printanzeigen geschaltet. Inzwischen setze ich vor allem auf klassisches Online-Marketing, also SEO, SEM, Kooperationen und Affiliate-Programme. 

förderland: Was würden Sie aktuellen Shop-Gründern mit auf den Weg geben?

Coldewey: Wenn man an sein Produkt glaubt, und ein solides Konzept hat, sollte man auf jeden Fall Durchhaltevermögen beweisen. Bei mir hat es etwa fünf Jahre gedauert, bis es zum Durchbruch kam. Heute geht das sicherlich schneller. Trotzdem denke ich, dass viele Start-ups zu früh aufgeben oder sich nur auf ihre Investoren verlassen. 

förderland: 2005 haben Sie zusätzlich noch einen Shop in Mainz eröffnet - wie kam es zu diesem Entschluss?

Coldewey: Im August 2005 habe ich ein neues, größeres Lager benötigt und in Mainz-Laubenheim eine 600 Quadratmeter große Halle angemietet. Den Versand, den wir zwischenzeitlich ausgelagert hatten, haben wir wieder selbst übernommen und einen eigenen Fashion-Store als Aushängeschild aufgebaut. 

förderland: Ihr neuestes Baby ist die Social Community DeineStyles . Mittlerweile gibt es doch schon einige Mode-Communitys – warum haben Sie sich dennoch entschieden, Deine-Styles auf den Markt zu bringen und was hebt Ihre neue Community von anderen ab?

Coldewey: DeineStyles ist die Community des KolibriShops, aber noch mehr: Hier können sich alle Modebegeisterten treffen und über ihren Stil austauschen. DeineStyles soll ein Catwalk im Internet sein, auf dem sich jeder mit seinem Style präsentieren und mit anderen rund um die Themen Mode, Trends und Stil austauschen kann. Dazu laden die Mitglieder Fotos von ihren Lieblingsoutfits und –klamotten hoch und lassen diese bewerten und diskutieren. Wer sich unsicher ist, was zu ihm passt, erhält von der Community Feedback zu seinen Fotos oder Anregungen durch die Styles anderer Mitglieder.

Wir planen derzeit eine Anbindung der Community an den Shop, um die Vorteile beider Elemente zu verbinden. User, die in der Community aktiv sind, können sehen, was ihre Stilvorbilder im Shop gekauft haben, und wie es sich kombinieren lässt. Shopbesucher können die Fotos und Styles der Mitglieder betrachten, die sich die Ware bereits gekauft haben. So erhalten beide Seiten eine wertvolle Stilberatung und Hilfe bei der Kaufentscheidung.

förderland: Was steht als nächstes auf Ihrer To-Do-Liste?

Coldewey: Momentan arbeiten wir an der Weiterentwicklung von DeineStyles.de. Als nächstes wollen wir eine Battle-Funktion einführen, mit der die User in einem Style-Contest gegeneinander antreten können. Außerdem planen wir, wie schon im letzten Jahr, eine Modenschau unter dem Motto „Das Kolibri-Gesicht 2008“ hier in Mainz, sowie die Verschmelzung von DeineStyles und dem KolibriShop.

Was danach kommt, kann ich noch nicht genau sagen. Ideen habe ich viele, wie beispielsweise einen Online-Flohmarkt für gebrauchte Klamotten oder die Entwicklung einer Facebook-Applikation für den KolibriShop.

förderland: Vielen Dank für das Gespräch.  

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