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Interview mit Frank Thelen, doo.net

Liefere ein großartiges Produkt und die Welt wird darüber sprechen.

Fünf Millionen haben sie einkassiert - noch eine Million mehr und sie könnten einen bionischen Mann konstruieren. Aber sie haben größere Pläne - sie wollen uns alle von lästigem Papierkram befreien. Heute gibt uns Frank Thelen, einer der Geschäftsführer von doo einen Einblick in die Weltherrschaftspläne des kölschen Start-ups.

Frank Thelen, doo.net Frank Thelen, doo.net

Servus Frank, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurem Investoren-Deal, der Euch das nette Sümmchen von 5.1 Millionen Euro gesichert hat. Aus der Größe der Summe lässt sich erschließen, dass Ihr bald große Marketingausgaben haben werdet. Kann das hinkommen?

Frank Thelen: Nein, wir konzentrieren uns auf den Aufbau des Teams und von Partnern. Durch unser Freemium Modell werden wir kaum Marketingausgaben haben. Unsere Philosophie ist "Liefer' ein großartiges Produkt und die Welt wird darüber sprechen." Mit großen SEM- , Print-, TV- u.s.w. Budgets ein Internet-Consumer Produkt groß zu machen, glauben wir nicht.

Vor kurzem hat ein Konkurrent von Euch, smarchive, auf der Crowdfunding-Plattform seedmatch binnen kürzester Zeit 100.000 Euro abgeräumt. Das Thema scheint also heiß zu sein. Warum hat bisher niemand das Konzept Papierkram zu elektrifizieren angepackt?

Thelen: Es ist leider komplex und kann daher nur mit einem großen Team und viel Erfahrung umgesetzt werden. Produkte die nur ein Teilproblem lösen, werden nicht zum Erfolg führen. Zusätzlich ist es sehr technologisch und riskant, was einige VCs abschreckt.

Bevor wir's vergessen: sag uns doch noch schnell, was Ihr eigentlich anbieten wollt. Und für wen und welchen Preis?

Thelen: Alle Dokumente an einem sicheren und zuverlässigen Ort. Native Apps die Freude bereiten und effektiv sind. Für über 90% unserer Kunden wird doo kostenfrei sein. Power-User werden einen kleinen Betrag pro Monat zahlen.

Sprechen wir doch kurz über Euer Team: Wer sind die Gründer, wieviele seid Ihr insgesamt und seid Ihr alle kölsche Jungs?

Thelen: Das Unternehmen wurde von Marc Siebeger, Alex Koch und mir gegründet. Das Team besteht bisher ausschliesslich aus Bonner/Kölner Jungs. Wir werden aber bald auch großartige Talente aus anderen Teilen der Welt bei uns haben. Firmensprache ist aber bereits heute englisch.

Gute Mitarbeiter scheinen Euch am Herzen zu liegen – Ihr habt extra ein Imagevideo machen lassen, um den Standort Köln anzupreisen. Was habt Ihr zu bieten?

Thelen: Ein Spitzen-Team, aktuelle und herausragende Technologie, ein Produkt das die Welt verändern wird und viel Freude. Wir lieben was wir tun!

Mit den DuMonts habt ihr einen regionalen Investoren gefunden, der auch ordentlich medialen Schub geben kann, wenn's nötig ist. In wieweit könnt Ihr vom Verlag DuMont profitieren – habt ihr mit Euren Investoren darüber gesprochen?

Thelen: DuMont Venture ist ein langjähriger Partner von uns. Vertrauen und Flexibilität waren ausschlaggebend. VCs die nicht mit Passion und Mut handeln, können viel Zeit und Geschwindigkeit kosten.

A propos Investition – wer hat nun eigentlich wieviel von Euren Anteilen erhalten? Oder ist das geheim? Und wenn ja – warum?

Thelen: Das kann ich aktuell noch nicht veröffentlichen, da dies nicht mit den Gesellschaftern abgestimmt ist.

Auch Lars Hinrichs, den altgedienten XING-Veteranen und HackFwd-Inkubateur habt ihr mit ins Boot geholt. Wie ist das zustande gekommen und wie wird er Euch weiterhin unterstützen?

Thelen: Uns verbindet der Glaube an Technologie und Innovation aus Europa. Ich schätze Lars als extrem erfahrenen und vernetzten Gründer und habe Ihm sehr früh um Feedback zu doo gebeten.

Wie weit seid Ihr eigentlich mit doo? Noch ist ja nicht viel zu sehen auf Eurer Seite? Kann es bald an den Start gehen oder ist noch viel zu tun?

Thelen: Wir planen eine Beta der OS X Software und des Backends für Jan/Feb. Es geht also sehr bald an den Start. Bevor wir aber unser gesamtes Konzept auf allen Plattformen umgesetzt haben, werden noch einige Monate vergehen.

Schaut man sich Eure Website so an, merkt man schnell, dass Ihr Euch nicht mit dem heimischen Markt begnügen wollt. Wollt ihr direkt international losgehen? Oder wird der gemeine papierwütige Deutsche zuerst in den Genuss Eures Dienstes kommen? Immerhin liegt ja auch noch kein Proof of Market vor!

Thelen: Wir denken und handeln international. Bereits die erste Version wird parallel in 30+ Ländern starten.

Mehr als alles andere wird das Thema Sicherheit bei Euch eine Rolle spielen. Wer garantiert mir, dass Eure Admins meine Dokumente nicht anschauen können?

Thelen: Unser Service basiert auf Amazon Web-Services in Europa. Zusätzlich bieten wir eine Verschlüsselung durch den Client an. Mit dem Start von doo werden wir sehr ausführlich und zu 100% transparent unser Sicherheitskonzept erklären.

Ein weiteres wichtiges Thema wird die Benutzeroberfläche sein. Hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen und simplere Lösungen haben hier ja oft die Nase vorn gegenüber feature-überladenen Anwendungen. Wie ist Eure Strategie?

Thelen: Wir investieren unendlich viel Zeit und Liebe in unsere UX. Wir haben zum Beispiel einen innovativen Ansatz um Zeiträume auszuwählen. Wir haben dieses Modul fünf mal komplett neu entwickelt, bis wir damit zufrieden waren und unsere Testpersonen alle Aufgaben einwandfrei lösen konnten.

Wenn Ihr einen Dokumentendienst einrichtet, kommt Ihr wohl um eine Smartphone-Einbindung nicht herum – einfacher bekommt man halt Papierdokumente nicht digitalisiert als über die Smartphone-Kamera. Was wird da kommen?

Thelen: iPhone, Windows Phone und Android mit jeweils einer nativen App.

Ihr habt Euch ja sicherlich Gedanken darüber gemacht, welche Programmiersprache, welche Entwicklungsumgebung, welches Framework für Euer Projekt am besten ist. Erzähl uns doch ein bisschen über Euren Geek-Stuff!

Thelen: Wir setzen Clojure, Objective-C, Java, C# und C++ ein, Dies ist leider der einzige Weg auf allen bedeutenden Plattformen eine ideale UX anzubieten. HTML5 wird in den nächsten 2 Jahren in unserem Bereich leider nicht ausreichen.

Wollt Ihr eigentlich alles selbst entwickeln oder habt Ihr auch schon darüber nachgedacht einzelne Komponenten – wie etwa Mobile Apps – von Fremdentwicklern umsetzen zu lassen?

Thelen: Wir setzen verschiedene Libraries ein. Bisher haben wir noch keine kompletten Apps integriert.

Wofür habt Ihr bisher das meiste Geld oder die meiste Arbeit überflüssigerweise verbraten?

Thelen: Mit meinen 20 Jahren Erfahrung als Gründer habe ich bereits sehr viel geblutet. doo läuft bisher wie geplant. Aber es wird sicher bald eine große Herausforderung vor uns stehen.

Zum Abschluss: Wann habt Ihr gemerkt, dass Euer Projekt groß wird?

Frank Thelen: Während wir das Produktkonzept erstellt haben. Es wurde sehr schnell klar, wir benötigen eine umfassende Plattform. Kleine, einzelne Apps werden das Papier nicht wirklich von meinem Schreibtisch entfernen.

Vielen Dank fürs Interview und viel Erfolg mit doo!

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