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Interview mit Bernd Storm, aboalarm.de

"Grundsätzlich gilt, dass bei der zweiten Gründung vieles leichter fällt, wenn man bereit ist, aus seinen Fehlern zu lernen"

Vergessen die Kfz-Versicherung zu kündigen? Oder den Handyvertrag? Alle Verträge und die damit verbundenen Kündigungsfristen im Blick zu behalten, kann einen schnell überfordern. Doch zum Glück gibt es seit Anfang 2009 Aboalarm. Gründer Bernd Storm – kein Unbekannter in der Gründerszene – erzählt die Geschichte des Start-ups von der Gründung bis heute und gibt einen Ausblick auf die Zukunft.

Bernd Storm, Gründer von aboalarm.de Bernd Storm, Gründer von aboalarm.de

förderland: Hallo Herr Storm, auch, wenn einige förderland-Leser Sie vielleicht aus andUNITE-Zeiten kennen werden – stellen Sie sich doch bitte kurz vor. Was waren die bisherigen Meilensteine Ihrer beruflichen bzw. unternehmerischen Laufbahn?

Bernd Storm: Nach meinem Diplomstudium und meiner Promotion im Fach Betriebswirtschaftslehre bzw. Information Management war ich fünf Jahre in der Unternehmensberatung (insb. Cap Gemini) tätig. Darauf folgten knapp zwei Jahre als Director Consumer Strategy bei Fujitsu Siemens Computers (heute Fujitsu) in München. Im Jahr 2007 war ich dann endlich in der Internetbranche angekommen. Mit zwei Kollegen und dem Geld von Business Angels gründete ich andUNITE. andUNITE sollte aus Suchmaschinennutzern ein soziales Netzwerk bilden, in dem man mit anderen über ähnliche Suchbegriffe und bevorzugte Suchergebnisse in Kontakt treten kann. Nachdem sich der Erfolg nicht einstellte, mussten wir das Projekt aufgeben. Seitdem war ich für diverse Internetfirmen in unterschiedlichen Positionen tätig. Die Arbeit an Aboalarm begann sofort nach Schließung meines ersten Start-ups.

Mit Aboalarm sind Sie ja jetzt schon eine ganze Weile aktiv. Wann sind Sie an den Start gegangen? Wie ist überhaupt die Idee entstanden? Und wie hat sich das Angebot entwickelt?

Storm: Die Idee kam mir, nachdem meine Frau vergessen hatte, ihre Bahncard rechtzeitig vor der automatischen Vertragsverlängerung zu kündigen und ich es mehrere Jahre nacheinander versäumte, meine KfZ-Versicherung vor dem 30. November (Stichtag für KfZ-Versicherungen) zu wechseln. Auch ärgerte ich mich schon häufig, dass Unternehmen von der Vergesslichkeit der Verbraucher ebenso profitierten wie von undurchsichtigen Vertragsverlängerungsklauseln.

Im Oktober 2008 hatte ich dann Stefan Neubig - ihn kannte ich noch aus andUNITE-Zeiten - von dieser Idee erzählt und ihn gefragt, ob er mitgründen möchte. Zum Glück hat er sofort zugestimmt. Denn wir sind ein perfektes Team! Richtig gestartet sind wir mit Aboalarm dann Anfang 2009. Aboalarm ist übrigens nicht grundsätzlich gegen Abonnements oder andere Dauerschuldverhältnisse – wir wollen Transparenz schaffen, damit jeder Verbraucher nur für jene Verträge zahlt, die er auch wirklich will.

Ein hochrangiger Manager eines der führenden Mobilfunkunternehmen sagte mir kurz nach dem Launch folgendes über Aboalarm: "Sie arbeiten am Aufheben der Trägheit des Kunden, wir, wie auch alle anderen großen Player, haben genau das entgegengesetzte Interesse." Glauben Sie mir, solche E-Mails sind für alle Mitarbeiter von Aboalarm die größte Motivation. Und unsere Nutzerzahlen entwickeln sich blendend!

Anfangs war Aboalarm ein reiner Kündigungsservice und hat sich in der Zwischenzeit zu einem Webservice für die umfassende Vertragsverwaltung für Verbraucher entwickelt. Wir bieten unseren Nutzern heute alles von der persönlichen Tarifberatung bis hin zur Vertragsanalyse und –Archivierung.

Wie haben Sie Aboalarm finanziert? Und ist es jetzt profitabel? – Es steckt ja mit Sicherheit eine ganze Menge Entwicklungsarbeit hinter dem Projekt …

Storm: Aboalarm ist rein organisch gewachsen und war schon nach sechs Monaten profitabel. Stefan, der die Entwicklung leitet, und ich hatten gemeinsam in den ersten Monaten ca. 2.000 Euro investiert. Seitdem haben wir alles aus unseren operativen Gewinnen finanziert. Wir wollten das Projekt zu 100 Prozent bootstrappen und mit Hilfe eines flexiblen Netzwerks aus freiberuflichen Spezialisten Schritt für Schritt aufbauen. Bis jetzt ist uns das sehr gut gelungen.

Welche Hürden mussten Sie bei der Gründung umschiffen? Und wie haben sie die gemeistert?

Storm: Es gab nur eine Hürde. Nämlich die, den inneren Schweinehund zu überwinden nach der Arbeit als Angestellter jeden Abend und jedes Wochende 100 Prozent für sein eigenes Unternehmen zu geben. Aber wenn man von seiner Idee überzeugt ist und Mitgründer hat, die ebenfalls zu 100 Prozent an die Vision glauben, dann ist die Gründung ein einfach zu bewältigender Prozess. Die formale Gründung der Gesellschaft sollte keinen Unternehmer in spe abschrecken. Es sind alles Standardprozesse, die man leicht abarbeiten kann – auch wenn man viel lieber die wertvolle Zeit in die Produktentwicklung oder in neue Marketingprogramme investieren würde.

Sie haben sich ja als Rechtsform für die noch relativ junge UG entschieden? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Storm: Mit der UG haben wir bis jetzt nur gute Erfahrungen gemacht. Wir haben uns für die UG entschieden, um unsere initiale Investition möglichst gering zu halten. Die UG ist – denke ich – in der Zwischenzeit eine akzeptierte Rechtsform in der Geschäftswelt.

Welche "Learnings" haben Sie von Gründung zu Gründung mitgenommen? Und haben Sie vielleicht einen Tipp für junge Gründer auf Lager?

Storm: Grundsätzlich gilt, dass bei der zweiten Gründung vieles leichter fällt, wenn man bereit ist, aus seinen Fehlern zu lernen.

Wenn man kein erfolgreiches Vorhaben kopiert, sondern eine neuartige Idee hat, dann sollte man unbedingt sehr gründlich prüfen, ob und welches Problem man mit dem Vorhaben löst und wem man welchen Nutzen stiftet. Mein erstes Startup, andUNITE, war ein experimentelles Konzept ohne Proof-of-concept. Das hat die Umsetzung nicht gerade einfach gemacht. Aboalarm hingegen löst ein konkretes Problem, das fast alle Verbraucher kennen: das Verpassen von Kündigungsfristen der eigenen Verträge (Handy, DSL, Versicherung, etc.).

Gründer sollten auch nicht reflexartig sofort zu Beginn des Vorhabens einen Businessplan schreiben und bei potentiellen Investoren einreichen. Jeder sollte sich überlegen, zu welchem Zeitpunkt ein Investor wirklich notwendig wird. Vielleicht kann man die ersten Schritte alleine realisieren. Anfangs ist es meines Erachtens ohnehin am wichtigsten, ein sehr gutes, nützliches Produkt zu entwickeln. Wenn man das hat, fällt vieles später deutlich leichter – auch bei der Investorensuche.

Am wichtigsten ist ein komplettes Team. Keine zentrale Funktion sollte unbesetzt oder doppelt besetzt sein.

Sind in nächster Zeit neue Features für Aboalarm geplant?

Storm: Wir werden in Kürze eine Q&A-Community starten, in der sich unsere Nutzer austauschen und gegenseitig helfen können. Darüber hinaus werden wir unseren Kündigungsservice weiter optimieren und 3.000 weitere Anbieter in unser System aufnehmen und verifizieren. Auch der Sprung ins nicht deutschsprachige Ausland steht bevor.

Vielen Dank für das Interview!

Storm: Ich sage danke!

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