Gründer und Jungunternehmer haben während der Gründungsphase an vielen Fronten zu kämpfen. Deshalb genießt der Aufbau einer Arbeitgebermarke zunächst einmal keine allzu große Priorität. Was hat Sie dennoch dazu bewogen, sehr früh in das Thema Employer Branding einzusteigen?
Jens Wagener: Gerade Start-ups leben von der Qualität und Einsatzbereitschaft ihrer Mitarbeiter. Und so war uns bei itemis relativ schnell klar, dass wir den Rekrutierungserfolg – besonders im Bereich High Potentials – nur erhöhen können, wenn wir uns als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Unsere damaligen Erwartungen an eine sorgsam aufgesetzte Arbeitgebermarke haben sich erfüllt: Die Bewerbungsverfahren gestalten sich seither effizienter und die Qualität der eingehenden Bewerbungen wurde gesteigert. Die positiven Effekte unserer Arbeitgebermarke wirken sich dabei nicht nur auf das Recruiting, sondern auch auf alle anderen Unternehmensbereiche aus.
Welche Schritte sollten Gründer und Jungunternehmer zuerst unternehmen, wenn sie sich langfristig als attraktive Arbeitgeber etablieren möchten?
Wagener: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man sich zuallererst mit der Analyse und Definition der Arbeitgebermarke beschäftigen sollte. Dabei heißt es Antworten auf so essenzielle Fragen zu finden wie beispielsweise: Wer bin ich als Arbeitgeber und wodurch unterscheide ich mich vom Wettbewerb? Wo liegen meine Stärken und Schwächen als Arbeitgeber? Was kann ich Mitarbeitern bieten? Wie trete ich öffentlich als Arbeitgeber auf, wie will ich auf Bewerber wirken und welche zentralen Eigenschaften sollten Bewerber und Mitarbeiter mit mir verbinden?
Gerade junge Unternehmen haben nämlich einerseits den Vorteil, sich als Arbeitgeber von Anfang an strategisch aufzustellen und ein noch "unbeflecktes" Arbeitgeberimage aufzubauen – andererseits aber auch den Nachteil, dass sie die fürs Employer Branding notwendigen Strukturen und Fragen erst einmal erschaffen und stellen müssen. Erst wenn diese Definitionsphase abgeschlossen ist und klar ist, wohin die Reise geht, macht es Sinn, sich mit konkreten Arbeitgebermaßnahmen auseinanderzusetzen.
Und welche Maßnahmen sind Ihres Erachtens auch in einer frühen Phase der Unternehmensgründung umsetzbar? Was kostet wenig Geld und ist dennoch erfolgversprechend?
Wagener: Für die Kommunikation mit Mitarbeitern und potenziellen Bewerbern sind ein prägnanter Arbeitgeberslogan sowie zentrale Arbeitgeberbotschaften ganz zentral: Diese lassen sich nicht nur in Stellenanzeigen, sondern auch auf der Karrierewebsite oder in der Öffentlichkeitsarbeit einsetzen. Die Karriereseite halte ich übrigens für ein ganz wichtiges Organ, um mit potenziellen Bewerbern in Verbindung zu treten und das Unternehmen kostengünstig in voller Breite darzustellen.
Auf unserer Karriereseite haben wir z.B. die Mitarbeiter miteinbezogen, die sich zur Unternehmenskultur, den Freiräumen bei itemis sowie zu unserem besonderen Arbeitszeitmodell 4+1 äußern. Das vermittelt einen lebendigen Eindruck und zeigt, dass die Arbeitgebermarke itemis kein künstliches Konstrukt ist, sondern von unseren Mitarbeitern gelebt wird. Das Prinzip "Mitarbeiter fungieren als Markenbotschafter" hat sich bei uns hervorragend bewährt.
Was würden Sie rückblickend anders machen, um den Aufbau einer starken Arbeitgebermarke einfacher zu gestalten? Und was haben Sie auf jeden Fall richtig gemacht?
Wagener: Auf jeden Fall richtig war es, die Kollegen aus den Projektteams in die Entwicklung unserer Arbeitgebermarke einzubeziehen. Von ihnen kamen letztlich die Anregungen, was ihnen an unserem Unternehmen wichtig ist und was auf sie eine motivierende Wirkung hat. Damit konnten wir unsere Attraktivität als Arbeitgeber definieren und herausstellen. Außerdem haben wir Bewerber nach ihren Erwartungen an ihren Arbeitgeber befragt. Noch besser hätten wir es machen können, wenn wir eher damit begonnen hätten, eine Arbeitgebermarke zu gestalten.