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Interview mit Dirk Schroeder, Design Meets Home

"Es war mir im ersten Schritt sehr wichtig, dass ich die Finanzierung ohne Venture Capital bewältige"

Was mobile.de für Autos ist und immobilienscout24.de für Immobilien, soll designmeetshome.de für Designermöbeln werden. Jedenfalls, wenn es nach Gründer Dirk Schroeder geht. Warum er ausgerechnet diese Nische besetzen möchte, wie er die kritische Masse an Händlern und Käufern erreichen will und wie die Sache mit der Finanzierung aussieht, erklärt er im Interview mit förderland.

Dirk Schroeder, Gründer von Design Meets Home Dirk Schroeder, Gründer von Design Meets Home

förderland: Hallo Herr Schroeder, würden Sie sich kurz unseren Lesern vorstellen?

Dirk Schroeder: Gerne. Ich bin 39 Jahre jung und komme aus Münster, wo ich heute nach 7 Jahren Abwesenheit wieder wohne. Ich bin Internet- und Designfan gleichermaßen. Nach Stationen im Vertrieb bei einer Bertelsmann-Tochter (heute Telefonica), bei der United Internet Media AG sowie als Verkaufsleiter "Digitale Medien" bei einem Verlag, bin ich nun Gründer von DesignMeetsHome , einem Portal für den Abverkauf von Designmöbeln aus dem Premiumsegment. Darüber hinaus interessiere ich mich für Armbanduhren, Sport und bin BVB Fan – das übrigens schon lange, da hatten Sie noch UHU auf dem Trikot.

Ihr aktuelles Projekt hört auf den Namen "Design Meets Home" – was genau bieten Sie Ihren Kunden?

Schroeder: Ich spreche natürlich gleichermaßen Liebhaber von Designermöbeln, die Wert auf Qualität und Design legen an, sowie Händler, die genau diese Premiumprodukte im Portfolio haben. Meine Zielgruppe auf Käuferseite ist im Internet unterwegs, hat bereits Erfahrung mit diesem Medium und ist regelmäßig auf der Suche nach kostengünstigen Produkten. Wobei günstig hier nicht billig bedeutet, sondern lediglich aufgrund seiner Herkunft zu einem besseren Preis angeboten werden kann.

Auf Händlerseite ist Design Meets Home eine Onlineplattform, auf der Möbelfachhändler, die sich im Premiumsegment bewegen, ihre Austellungs- und Bemusterungsmöbel einstellen und somit einer neuen Zielgruppe zugänglich machen können. Darüber hinaus kann sich der Händler mit einer Imageseite seinen neuen potentiellen Kunden präsentieren und mit ihnen über das Portal in einen Dialog gehen. Ziel ist der Abverkauf. Einzelne Premiumprodukte werden im Verbund auf virtuellen Marktplätzen besser wahrgenommen, als auf den unterschiedlichsten Einzelseiten.

Was unterscheidet Design Meets Home von einem gewöhnlichen Webshop?

Schroeder: Zunächst steht bei uns im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Portalen der Händler selbst im Fokus. Wir sind keine E-Commerce-Plattform im klassischen Sinne. Unser Ziel ist es – wie etwa bei Immobilien- oder Autoscout24 – den Verkauf anzubahnen, wobei diese Anbahnung durchaus rechtsverbindlichen Charakter hat. Lediglich die Zahlungsabwicklung erfolgt nicht nur über das Portal. Es handelt sich bei diesen Produkten ja auch nicht um klassische Neuware, sondern um Ausstellungs- und Bemusterungsmöbel. Nur so sind diese Preisreduzierungen darstellbar. Die Anbindung der Produktdaten ist entsprechend simpel. Das senkt die Hemmschwelle auf Seiten der Händler, ihre Angebote einzubinden. Zudem sind die Kosten für die Händler überschaubar. Platt gesagt: Verkauft er innerhalb eines Jahres über das Portal zwei bis drei größere Stücke hat sich sein Engagement bei Design Meets Home schon gelohnt. In Zeiten, in denen aller Orten Effizienz und geringes Risiko gefragt ist, ein schlagkräftiges Argument.

Zudem sind wir ein klassisches Beispiel für den Longtail. Bei uns kommen ausschließlich hochwertige Designermöbel und Einrichtungsgegenstände in das Portal, also weder 08/15-Produkte noch chinesische Plagiate. Der Nutzer weiß also, auf welche Qualität er sich verlassen kann – dafür bürgen schließlich auch die Händler mit ihrem guten Ruf. Der Nutzer weiß aber auch, dass er bei uns viel Geld sparen kann, da er hier ausschließlich Ausstellungsstücke vorfindet – und das in einer Auswahl, die ihm ein einzelner Händler allein niemals bieten kann.
Die Kernzielgruppe zeichnet sich durch ein punktuelles, gezieltes Interesse und mittleres bis größeres Fachwissen aus. Wir verlagern nicht Käuferzielgruppen von offline zu online. Wir ermöglichen unseren Besuchern einen Zugang zum Premiumsegment, der in einer solchen qualitativen Mannigfaltigkeit offline einfach nicht zu finden ist.

Sie knüpfen mit Ihrem Konzept an bewährte Konzepte wie mobile.de oder immobilienscout24.de an – nur eben im Designmöbelsegment. Wie ist die Idee entstanden, ausgerechnet in diesem Segment aktiv zu werden?

Schroeder: Diese Frage lässt sich nicht mit einem Satz beantworten. Ich bin selber ein Fan von Designermöbeln und habe festgestellt, dass es bisher hier noch kein Portal gibt, dass diesen Bereich ausreichend abdeckt. Sicher, es gibt Möbelportale auf denen direkt eingekauft werden kann, aber bei Design Meets Home steht nicht nur das Produkt, sondern auch der Händler im Vordergrund, was ich für sehr wichtig halte, da ein Internetportal keinesfalls die Fachkompetenz dieser Händler ersetzten kann. Mir ist aufgefallen, dass dieses Segment im Internet noch nicht richtig vertreten ist. Es hat dann, bevor ich richtig durchgestartet bin, viele Gespräche mit Herstellern und Händlern gegeben, die mir die Problematik des Abverkaufs von Ausstellungsprodukten bestätigt haben, sich aber auch jetzt noch damit schwer tun, im Internet professionell aktiv zu werden.

Wie haben Sie den Start finanziert? Sie haben ja nicht gerade positive Erfahrungen mit Ihrer Hausbank gemacht …

Schroeder: Aha, diese Erfahrungen haben sich also schon herumgesprochen. Ja, es stimmt, das war eine sehr negative Erfahrung. Um die in Gänze zu beschreiben, müssten wir das Interview zeitlich deutlich überziehen. Die Finanzierung wurde zu 60 Prozent aus eigenen Mitteln und zu 40 Prozent mit einem KfW-Darlehn finanziert. Durch die Hilfe eines Existenzgründungsberaters wurde mir ein Kontakt zu einer Bank hergestellt, die mich sehr professionell unterstützt hat und es auch heute noch tut. Sie haben sich nicht gescheut, sich meinen Businessplan und mein Konzept sehr genau anzuschauen. Am Ende wurde er dort sehr gut bewertet. Es war mir im ersten Schritt sehr wichtig, dass ich die Finanzierung ohne Venture Capital bewältige, so habe ich erst nur Druck durch mich. Ob ich in der Zukunft auf Venture Capital zurückgreife oder greifen muß, lasse ich noch offen. Ich bewege mich, wie bereits fomuliert, in einer Nische und da ist es immer schwer, fremde Gelder zu aktivieren. Wir werden sehen.

Ihr Geschäftsmodell funktioniert ja nur, wenn Sie Händler und Käufer erfolgreich zusammenführen! Wie schaffen Sie es auf beiden Seiten die vielbeschworene "kritische Masse" zu erreichen?

Schroeder: Sie sprechen mit Ihrer Frage ein zentrales Thema an – genau hier liegt die Herausforderung, da ich ja zwei Seiten, Händler und Käufer bedienen muß.  Es ist wichtig, dass sich beide Seiten gleichmäßig entwickeln. Mir helfen auf Anhieb keine 30 Händler mit 1000 Produkten und auf der anderen Seite fehlen mir die Käufer/User dazu und genauso umgekehrt nützen mir keine 3.000 Käufer/User, wenn mir die Masse an Angeboten fehlt. Aktuell sind wir in einem sehr guten Verhältnis unterwegs. Die Verkäufe und Anfragen über das Portal sind weitaus positiver als erwartet. Meine Aufgabe ist es jetzt, mich mit weiteren Händlern zu treffen und sie von DMH zu überzeugen. Hier laufen derzeit sehr viele positive Gespräche, die kurz vor dem Abschluß stehen. Wer die Branche kennt, weiß, dass das gar nicht so einfach ist. Die Händler schauen sehr genau hin, was die Kollegen so machen. Ich muß mir das Vertrauen der Händler, aber auch der Hersteller, erarbeiten.

Auf Käuferseite bzw. die Zielgruppe erreiche ich natürlich mit einer ständigen SEO - Optimierung und mit laufenden Google Adwords Kampagnen sowie mit Kooperationen, die ich mit Zielgruppenrelevanten Seiten abschließen will. Aktuell finden Sie die Produkte von DMH auch auf einer Wohncommunity, die sich mit dem Themen Wohnen und Einrichten beschäftigen. Darüber hinaus natürlich mit Social Media und da mit den üblichen Verdächtigen. Da ich in einer Nische unterwegs bin, sind in der Zukunft weitere Kooperationen mit Zielgruppenrelevanten Websites und passenden Verlagen wichtig.

Was waren weitere Schwierigkeiten auf dem Weg der Existenzgründung und wie haben Sie sie gelöst?

Schroeder: Die Überwindung, einen festen, gut dotierten Arbeitsvertrag zu kündigen!

Als feststand, dass ich das Portal nun umsetzten will und mich dafür selbständig machen muss, weil es sich zu einem Fulltimejob entwickelte, tauchten natürlich viele Fragen auf, die in relativ kurzer Zeit eine Antwort forderten. Alleine beim Erstellen des Businessplans tauchten viele Fragen auf, die aber durch das intensive Beschäftigen mit dem Thema teilweise schon beantwortet wurden.

Viele Frage, die mir unsortiert in den Sinn kamen wie z.B wer programmiert mein Portal? Wer macht das Design? Welche Rechtsform? Wer kümmert sich um das Thema Steuern? Wer macht die Seite public und wie? Wo gibt es Geld? Wie bekomme ich einen Fuß in den Markt? Wer hat welche Kontakte? Die Lösung dieser Probleme klingt jetzt vielleicht ein bisschen naiv, aber die Lösung ist sprechen und zuhören. Ich habe mit vielen Menschen aus meinem Umfeld, alten Arbeitskollegen, Freunden, früheren Geschäftspartner gesprochen und so ist es mir gelungen, ein Netzwerk aufzubauen, das mir bei den jeweiligen Themen hilft. Das Einzige, wo kaum einer helfen kann, ist, sich jeden Tag wieder zu begeistern und zu motivieren. Mir hat und hilft es noch heute, dass ich aus dem Vertrieb komme, d.h ich kann auf Menschen sehr gut zugehen und mich immer wieder neu motivieren. Als Verkaufsleiter bzw. Mitarbeiter aus dem Verkauf/Vertrieb sollte man eine hohe Frustrationsgrenze haben. Die hilft manchmal auch bei der Selbständigkeit.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Schroeder: Zur Zeit konzentriere ich mich auf DMH und die Weiterentwicklung des Portals. Ich habe hier noch einige Funktionen sowohl auf Händler- als auch auf Käuferseite, die ich nach und nach umsetzen will. Es gilt jetzt aber weitere Händler für DMH zu gewinnen, um so das Angebot an Produkten/Möbeln auszubauen. Ziel ist es auch, noch mehr Dienstleistung für den Händler zur Verfügung zu stellen, um ihm hier arbeit abzunehmen. In wenigen Wochen z.B kann er bereits seine Produkte, die er auf DMH eingestellt hat, auf seinem eigenen Internetauftritt spiegeln. Ich bin auch bereits mit Verbänden im Gespräch, die Interesse an diesem Portal haben, aber hier eine individuelle Lösung (aber ausgehend von der Struktur des Portals) benötigen, da die Anforderungen aufgrund der Produkte etwas andere sind.

Vielen Dank für das Interview!

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