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Interview mit Philipp Scharpenack

"Es fehlt uns nicht an Vorbildern, sondern an deren Präsenz"

Phillip Scharpenack ist ein unternehmerischer Frühaufsteher: Mit gerade mal 24 Jahren hat er bereits ein Modelabel, eine Wohnungs-Börse und einen Bestellservice für Pralinen gegründet. Kein Wunder, dass er deswegen schon jetzt seine Erfahrung in Vorträgen weitergeben darf. Der Ruhestand ist trotzdem noch in weiter Ferne, denn viele neue Projektideen stehen noch Schlange. Das zumindest berichtet er im Gespräch mit förderland.

Philipp Scharpenack Serial Entrepreneur Philipp Scharpenack

förderland: Hallo Philipp, du bist 24 Jahre alt und hast bereits mehrere Unternehmensgründungen auf dem Buckel. Gib uns doch mal einen Einblick in deine bisherige Karriere!

Philipp Scharpenack: Klar, nach meinem eher durchwachsenen Abitur hat es mich für ein Jahr ins Reich der Mitte verschlagen, wo ich sowohl Chinesisch gelernt, als auch eine Phase der Selbstfindung durchlebt habe. Nach ca. einem halben Jahr habe ich durch Kontakte mit der chinesischen Textilbranche den Grundstein zu meinem später gegründeten Modelabel PHILIPP & RON‘S gelegt. Bis heute wird es zusammen mit unserem Team weiter ausgebaut und bietet inzwischen überregional maßgeschneiderte Businesswear in Boutiquen zum Preis gehobener Stangenware an.

Zwei Jahre nach den ersten Überlegungen zu einer Gründung in China kam mit Plug-And-Study bereits die zweite Idee: Mit dem Konzept helfen wir Studenten aus China eine passende Wohnung auf Zeit in Köln zu finden. Parallel dazu haben wir ein Pendant zu Fleurop gegründet, die Blumen haben wir dabei allerdings durch Pralinen ersetzt. So wurde Chocolato.de geboren, das heute erfolgreich online wie offline an Privat- und Geschäftskunden individuell zusammengestellte Pralinen verkauft.

Bei all diesen Ausgründungen wurden jeweils kompetente Teams zusammengeführt, die die verschiedenen Konzepte bis heute umsetzen. Um den eigentlichen Zweck von PHILIPP & RON‘S nicht zu entfremden, haben wir dann Anfang diesen Jahres den kleinen VC-Fond P&R VENTURES (PRV) gegründet, der durch meinen Partner und mich Mehrheitsanteile an den Unternehmungen hält. Wir generieren bis heute stetig neue Ideen, stellen Teams zusammen, organisieren Geld oder geben es selbst und lassen die Teams unter unserer Aufsicht an der Idee arbeiten. So wird es auch bei unserem neuesten Projekt sein, wo sich drei überaus fähige ESB-Absolventen um die Umsetzung kümmern. Das Projekt wird eine vollkommen neue Form des E-Commerce darstellen, die sehr leicht zu bedienen ist. An dieser Stelle wird zurzeit Tag und Nacht gearbeitet.  Leider kann ich im Moment noch nicht näher darauf eingehen, aber die Onlinewelt wird große Augen machen.

Was war letztendlich ausschlaggebend für deine Entscheidung zum Unternehmertum?

Scharpenack: Da muss ich jetzt ein wenig zurückdenken. Ich denke, die gewisse Grundeinstellung habe ich mit in die Wiege gelegt bekommen, da ich aus einer Unternehmerfamilie komme. Ausschlaggebend waren sicherlich auch mein direktes Umfeld und meine damalige Ausgangssituation. Sowohl mein Schwager als auch ein sehr guter Freund von mir wurden durch Ihre überaus erfolgreichen Gründungen in jungen Jahren zu leitenden Vorbildern für mich. Sie haben mir – neben meinen Eltern – vorgelebt, wie das Leben als Unternehmer verläuft und wie ich mit Disziplin, Ehrgeiz und Mut etwas bewegen kann. Die Zeit in China, meine Familie sowie mein Partner Ronald und meine Freunde haben mich schließlich genügend unterstützt und als die Zeit aus meiner Sicht reif war, habe ich es einfach gemacht. Nachdem ich dann erst mal Blut geleckt hatte, gab es trotz vieler Up’s & Down‘s kein Zurück mehr.

Denkst du in Deutschland fehlt es an Unternehmer-Vorbildern und Start-up-Erfolgsstories? Die USA beispielsweise haben da ja in der jüngeren Vergangenheit einiges mehr zu bieten – man denke an Jobs oder Gates. In Deutschland denkt man beim Thema Unternehmertum wohl eher an einen Werner von Siemens, den sich jüngere Gründungsinteressierte wohl nicht zum Vorbild nehmen würden...

Scharpenack: Es fehlt uns nicht an Vorbildern, sondern an deren Präsenz. Ich habe in meinem direkten Umfeld sehr viele interessante und auch erfolgreiche Gründer jeglicher Branchen. Alle dienen mir als Vorbild, was sie in gewisser Art und Weise auch für andere sein sollten. Sicher sind Jobs, Gates und Co. bewundernswert, aber so hoch müssen wir gar nicht schauen. Wir können, wenn wir uns richtig umschauen und in den richtigen Kreisen bewegen, so viel voneinander lernen. Fangen wir beim Kiosk-Besitzer um die Ecke an, der jeden Tag diszipliniert um 4 Uhr morgens aufsteht, um seinen Laden am Laufen zu halten.

Mit einem aktuellen Projekt packst du die Sache jetzt selbst an: Zusammen mit Thomas Bachem (u. a. Mitgründer von United Prototype) planst du Schülern das Thema "Entrepreneurship" näher zu bringen. Wie ist die Idee dazu entstanden? Wie geht ihr die Sache an? Wann geht’s los?

Scharpenack: Ich habe Tom beim Abendessen von ein paar Vorträgen berichtet, die ich in der Vergangenheit zum Thema Gründertum an Universitäten gehalten habe. Tom hatte sofort die Idee, dass man eigentlich noch früher ansetzen müsse und nicht nur bei BWL-Studenten, die eh schon Unternehmertum im Blut haben, sondern bei Schülern/Hochschulaspiranten ansetzen sollte. Genauere Planungen hatten wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Wie der Zufall es dann so wollte, hatte ich kurze Zeit später mit Mitarbeitern von JUNIOR zu tun, welche vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert werden. Ich wurde zusammen mit Tom spontan eingeladen, um unsere Idee zu erläutern. Nun werden wir voraussichtlich nach den Sommerferien etwa zwei Mal pro Monat an Schulen auftreten und den Schülern mit unseren Erfahrungen Unternehmertum schmackhaft machen. Wir wollen inspirieren.

Neben deinem didaktischen Engagement in Sachen Unternehmertum bist du ja noch mit dem Aufbau bzw. der Führung mehrerer Unternehmen beschäftigt. Wie bekommt man das alles unter einen Hut? Gib uns doch mal einen Einblick in die tägliche Arbeit, die Probleme, die Herausforderungen eines Serial Entrepreneurs ...

Scharpenack: Die Frage mit dem Hut stelle ich mir auch jeden Tag. Hier kann ich nur sagen, dass ich immer eine neue Antwort in Prioritätensetzung und Aufgabenmanagement finden muss. Was muss heute passieren, was diese Woche und was diesen Monat? Welche Aufgaben sind meine? Welche muss ich delegieren? Was hat Priorität?

Parallel müssen stets Personen und Ideen verknüpft, Kontakte aufrechterhalten und natürlich die alltäglichen Aufgaben erfüllt werden. Dabei ist richtiges Zeitmanagement das A und O, vor allem braucht es aber Selbstdisziplin, ohne die gar nichts geht. Die Probleme der physischen und psychischen Belastung müssen gut im Auge behalten werden, sodass die Work-Life-Balance nicht aus dem Gleichgewicht gerät.

Es gibt doch sicherlich einen Lernprozess, den man von Gründung zu Gründung durchläuft. Wie hast du dich in deiner Zeit als Unternehmer fachlich aber auch persönlich weiterentwickelt? Was würdest du rückblickend anders machen?

Scharpenack: Ich denke, ich bin mit meinen Aufgaben gewachsen. Ich vergleiche mich hier gerne mit einem Sportler, der auch nur besser wird, wenn er neben dem harten Training auch immer wieder gegen stärkere Gegner und mit besseren Mitspielern spielt. Zudem darf man bei einer Gründung einfach keine Angst vor Fehlern und vorm Scheitern haben. Fehler sind nur dann dumm, wenn wir sie zweimal begehen und Probleme sind dafür da, gelöst zu werden. Diese Einstellung würde ich mir rückblickend wünschen, da ich bei Rückschlägen immer gedacht habe, nicht fähig gewesen zu sein und Versagensängste hatte. Heute denke ich da anders.

24 Jahre und erfolgreicher Serial Entrepreneur. Welche Ziele hast du noch?

Scharpenack: Erst mal alles weiterlaufen lassen und die verschiedenen Unternehmen zum Erfolg führen. Ich bin Unternehmer und kann daher leider die Zukunft nicht so einfach planen. Dinge ergeben sich eben – das war bisher mein ganzes Leben so. Mein berufliches Lebensziel ist die Umsetzung einer Idee auf sozialer Ebene, welche in spätestens fünf Jahren erreicht werden soll. Hierbei geht es um eine vollkommen neue Art der Förderung von Bildung und Unternehmern in Deutschland. Natürlich habe ich auch eine ganze Reihe an persönlichen Zielen, die aber den Rahmen dieses Interviews sprengen würden.

Hast du vielleicht abschließend ein paar Tipps für junge Gründer auf Lager? Was sind wichtige Erfolgsfaktoren? Wie sollte man das Thema angehen? Welche Vor- bzw. Nachteile siehst du im Alltag eines Unternehmers im Vergleich zu einem Angestellten?

Scharpenack: Da ich noch nie wirklich lange als Angestellter gearbeitet habe, kann ich an dieser Stelle wohl nicht so gut mitreden. Ich bin froh darüber, dass zu tun, wonach mir ist. Ich bin für meinen Erfolg, Gehalt usw. zuständig und habe alles in meiner Hand. Das ist wohl Fluch und Segen zugleich. Ich rate aber jedem einmal im Leben diese Erfahrung gemacht zu haben.

Vielen Dank für das Interview!

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