<< Themensammlung Gründung

Interview mit Peter Oehler, Axonic

Als kleines Unternehmen aus Karlsruhe ist es unglaublich schwierig, die notwendige Coverage von der Presse zu erhalten

Oft wird geschimpft, und das teilweise auch zu Recht, dass Deutschlands Start-ups keine internationalen Erfolge zu feiern hätten. Dabei konzentriert sich die Presselandschaft allzu oft auf das Web 2.0-Geschehen und ignoriert die leisen Siege, die viele Start-ups, jenseits des Webs feiern konnten. Heute möchten wir Axonic, ein Karlsruher Unternehmen in den Fokus nehmen, welches mit Lookeen ein nützliches Such-Werkzeug für Microsofts Outlook entwickelte. Mitgründer Peter Oehler berichtet uns im Interview, wie sein Unternehmen den Erfolg in Übersee suchte und auch fand und welche Schwierigkeiten es hierbei zu überwinden galt.

Peter Oehler, Axonic Peter Oehler, Axonic

Herr Oehler, ich begrüße Sie. Durch einen Kommentar auf förderland sind Sie auf uns und wir auf Sie aufmerksam geworden. Zum Glück kann man da nur sagen, denn heute sollen Sie uns einiges über Ihr Produkt "Lookeen" und über Ihre Erfahrungen als Gründer erzählen. Doch kurz zu Ihnen: Stellen Sie sich doch unseren Lesern vor. Was tun Sie, was haben Sie gelernt, was treibt Sie an?

Peter Oehler: Ich kommen ursprünglich aus der Software-Qualitätssicherung. Als Director der QA-Abteilung bei einem börsennotierten Games-Publisher war ich sechs Jahre für die Produktqualität verantwortlich. Herr Welker, mein Geschäftspartner, arbeitete nach seinem Abschluss als Diplom Informatiker der Universität Karlsruhe im Silicon Valley und in San Fransisco. Nach seiner Rückkehr 2003 gründete er die Firma Axonic Informationssysteme GmbH.

Anfang 2007 entschieden wir uns unsere Kräfte zu vereinen – und starteten mit Chilibase unser erstes gemeinsames Projekt. Das war in der Folge auch der Grundstein für die Erfolgsgeschichte von Lookeen .

So, nun aber zu Ihrer Firma Axonic und Ihrem "Baby" Lookeen. Erzählen Sie uns doch, was Lookeen kann, wie Lookeen entstanden ist und warum es jeder einmal ausprobieren sollte!

Oehler: Jeder, der immer wieder auf der Suche nach Mails oder Dateien ist, sollte Lookeen ausprobieren. Lookeen vereint die Mailsuche in Outlook mit einer ausgewachsenen Desktop Suche. Der Zeitvorteil, den jeder Nutzer gewinnt ist immens – stellen Sie sich das Internet ohne Google vor. Genau damit vergleichen uns unsere Kunden – das "Google für Outlook". Outlook hat einen Marktanteil von 75% im Corporate Mailsektor – und auch in den neuesten Versionen immer noch enormes Verbesserungspotenzial. Die Outlook-Nutzer wünschen sich schnell und über alle Daten übergreifend zu suchen. Dabei sollten die Suchergebnisse so aufbereitet werden, dass die gesuchte Information auf den ersten Blick ins Auge stechen. Informationen liegen verstreut im Posteingang, in Attachments, auf dem Exchange Server, auf öffentlichen Ordnern oder im Netzwerk – Lookeen verschafft hier den Überblick.

Unser erstes Produkt "Chilibase", welches 2007 auf den Markt kam, war sozusagen der Urvater aller Social Applications in Outlook. Erst ein Jahr später kam auch unsere Konkurrenz aus Kalifornien mit ihrem personenorientierten Outlook Add-in auf den Markt. Und vier Jahre nach Chilibase wird auch Microsoft (mit dem Release von Office 2010) Outlook mit einem Personen-Panel versehen.

Unserer bestehenden Kundenbasis von Chilibase stellten wir die Frage: Wie können wir Ihnen die Arbeit mit Outlook noch weiter erleichtern? Wo verliert jeder Angestellte einer Firma jeden Tag Zeit und Nerven? Als Ergebnis kam heraus, dass der Outlook-Nutzer eine kompromisslose Suche über alle Quellen braucht. Das war die Geburtsstunde von Lookeen.

Glauben Sie, dass die Email noch lange leben wird? Google hat ja mit "Google Wave" bereits zum Großangriff auf die Textnachricht angesetzt. Doch auch Googlemail kann bereits mit fortschrittlichen Sortiermechanismen, wie beispielsweise den Labels, aufwarten.

Oehler: Absolut! Totgesagte leben länger: Das papierlose Büro wurde ja bereits in den 80er Jahren von vielen vorhergesagt – dabei steigt der Papierbedarf seit dieser Zeit ungebremst Jahr für Jahr - aber Spaß beiseite: Google Wave ist ein interessanter Ansatz. Im Geschäftsumfeld wird sich doch noch einiges ändern müssen. Ob nach dem SOX (Sarbanes-Oxley Act) für US Staaten oder unserer deutschen Rechtsprechung muss geschäftliche Korrespondenz archiviert werden. Erfolgte die Korrespondenz elektronisch, so muss sie auch elektronisch archiviert werden. Und in diesem geschäftskritischen Bereich bleibt die Email als Kommunikationsweg und archiviert auf eigenen Servern das probate Mittel. Ich selbst nutze Googlemail auch privat - bei der Kommunikation im Geschäftsumfeld habe ich jedoch Bedenken was den Datenschutz und Datensicherheit betrifft.

Herr Oehler, Sie schrieben mir, dass Sie Ihre Idee eigenfinanziert haben. das klappt doch aber nur, wenn man entweder aus "gutem Hause" kommt, sich bereits eine kleines Vermögen angearbeitet hat oder aber ein multikompetentes Team hat, das alles auf eine Karte setzt. Wie war es bei Ihnen?

Peter Oehler: Die Axonic GmbH ist im engeren Sinne kein Startup (mehr). Bevor wir gemeinsam in den Outlook-Markt eingestiegen sind, war die Axonic bereits ein sehr profitables, kleines Consulting Unternehmen. Somit kam ein erstes Startkapital aus der Axonic GmbH und Ihrem Gründer Martin Welker. Zudem erbrachte unser zweites Produkt Lookeen, welches wir bereits nach einem Jahr unserer Zusammenarbeit veröffentlicht haben, vom ersten Monat an Erträge. Die Löcher in den eigenen Taschen haben wir mit Erspartem gestopft.

Und warum kam für Sie ein Investitionspartner nicht in Frage?

Oehler: Hier müsste man Vergangenheit und Gegenwart getrennt voneinander betrachten: Am Anfang waren wir stark technologiegetrieben, wir konnten und wollten die ersten Konzepte schnell selbst umsetzen und auch auf die Straße bringen. Zu dieser Zeit kam es uns vor, als ob die Suche nach Investoren für mehrere Monate ein Fulltime Job gewesen wäre. Aber unser Schiff hatte bereits Fahrt aufgenommen und verlangte unsere ganze Aufmerksamkeit.

Im Grunde genommen hatten wir bei Lookeen bereits vom ersten Tag an einen Großkunden, der Lookeen am liebsten bereits in der Beta-Phase einsetzen wollte – das war Antrieb und Verpflichtung gleichermaßen. Von da an ging es im Tagesgeschäft Schlag auf Schlag, so dass wir mit unserem existierenden Businessplan bei den Investoren nicht mehr "durch die Tür" passten. Mit unserer jetztigen Erfahrung würden wir beim nächsten Mal in einer wesentlich früheren Phase eines Projektes zu Investoren gehen.

Sie bezeichnen Karlsruhe, das ja auch Ihr Standort ist, ja gerne als Silicon Valley Deutschlands. Warum? Meinen Sie nicht, dass auch andere Regionen hier mitreden möchten. München wäre da ja auch noch ein Kandidat, mit seinen massiven Kapitalvorkommen und der Investitionsbereitschaft; Berlin, mit den Web 2.0-Ideen; Hamburg, was sich gerade beim Online-Spiele-Markt mausert …

Oehler: Das Silicon Valley ist ja im Vergleich zu New York und LA im Grunde ein kleines Nest. Trotzdem existiert hier zwischen Stanford und Berkeley ein buntes Biotop aus etablierten Großunternehmen, kleinen Softwareschmieden, Gründern und VCs. Genau dieser Kreislauf ist auch der Grund für den stetigen Zufluss von Gründern und damit auch für das Entstehen neuer Ideen, Projekte und Firmen.

Genauso sehe ich Karlsruhe in Deutschland. Berlin, Hamburg und München haben allein schon durch ihre Größe ein breit gefächertes Spektrum an Wirtschaft und IT. Karlsruhe hat – neben dem bekannten juristischen - einen eindeutigen Schwerpunkt im Bereich IT und Technologie. Wie im Silicon Valley sind auch hier die Voraussetzungen besonders günstig: Das KIT (Karlsruher Institut für Technologie) ist eine der führenden Universitäten im IT-Bereich in Deutschland. Dazu hat Karlsruhe die höchste Forscherdichte in ganz Europa. Über 3.000 IT-Unternehmen sind hier ansässig und ganz nebenbei steht hier auch das größte Internetrechenzentrum der Welt. Das Institut für Entrepreneurship oder Unternehmernetzwerke, wie das CyberForum, helfen Jungunternehmern wie uns, sich gut mit etablierten Unternehmen zu vernetzen oder stellen Kontakte zu Mentoren oder VCs her.

Mehr und mehr Unis richten Gründerlehrstühle ein. Das ist auch eine schöne Sache, vor allem weil diese durch Ihre Programme meist auch andere Fakultäten mit in Gründungsaktivitäten einbeziehen. Wie ist das in Karlsruhe? Welche Aktivitäten gehen vom dortigen Lehrstuhl aus?

Oehler: Unsere Zeit an der Uni ist natürlich schon eine Weile her – die Universität Karlsruhe war aber schon seit jeher darum bemüht, Schnittstellen zur Wirtschaft zu schaffen. Sehr aktiv ist das Interfakultative Institut für Entrepreneurship. Es wurde bereits von sehr namhaften Wirtschaftsgrößen geleitet: Bis 2003 von Herr Reinhold Würth, jetzt von Herrn Götz Werner. Ich finde dabei besonders erwähnenswert, dass den Studierenden am IEP u.a. mit auf den Weg gegeben wird, wie man erfolgreiches Unternehmertum auch verantwortungsbewusst und nachhaltig gestalten kann.

Noch einmal kurz zu Ihrem Start-up Axonic. Gewiss lief doch nicht alles wie geschmiert am Anfang. In welchen Bereichen hatte Ihr Team keine Erfahrungen und musste Lehrgeld bezahlen? Und wo taten Sie sich besonders schwer? Sie sprachen da von Problemen bei der Kommunikation nach außen …

Oehler: Als kleines Unternehmen aus Karlsruhe ist es unglaublich schwierig, die notwendige Coverage von der Presse zu erhalten – gerade in den USA. Wir haben versucht, mit kleinen und auch mit namhaften Magazinen und Webseiten in Kontakt zu treten, haben alle Kanäle bedient. Hier sind Firmen, die im Silicon Valley ansässig sind, eindeutig im Vorteil. Die Pressedichte und das dazu notwendige Interesse an IT-Themen sind dort einfach um ein Vielfaches höher.

Ebenso haben wir gelernt, noch mehr auf den Kunden zu hören. Unser erstes Produkt war zu technologiegetrieben – es dauerte einfach zu lange, dem Kunden den Nutzen und die Bedienung zu erklären. Hält man sich dagegen ganz an die Bedürfnisse des Kunden und schafft es dann, einen existierenden Schmerz zu stillen, hat man von Anfang zahlungswillige Kunden.

Und: Es gibt keine Abkürzung – keine Assets, die man sich billig dazu holen kann, um eine Station zu überspringen. So abgedroschen es klingt: Der Weg ist das Ziel.

Und wann hat sich das Gründen besonders gut angefühlt?

Oehler? Als ich vor ein paar Tagen beim Reifenhändler stand, um meine Winterreifen abzuholen, suchte die Sekretärin nach meinem Datensatz. Ich sah auf Ihren Bildschirm und wie selbstverständlich suchte sie mit Lookeen.

Oder die Dame aus Australien: Die rief gestern bei mir an und wollte noch einen Gutschein für unsere Rabattaktion haben, die abgelaufen war. Sie würde gerne Lookeen ihrem Mann zu Weihnachten schenken – ob wir nicht noch einen Gutschein für sie hätten. Natürlich kamen wir dieser Bitte gerne nach.

Abschließend wollen wir natürlich noch einiges über Ihre Zukunftspläne erfahren: Arbeiten Sie an neuen Lookeen-Features? Stehen gar ganz andere Produkte auf der Liste, die realisiert werden wollen?

Oehler: Wir konzentrieren uns im nächsten Jahr noch stärker auf den Enterprise Markt. In größeren Unternehmen werden Daten in den unterschiedlichsten Formaten auf Exchange- oder Sharepoint Servern, im Firmennetzwerk, in der eigenen Mailbox, Archiven oder öffentlichen Ordnern gespeichert. Wir werden die lokale Suche auf dem eigenen Rechner und die Unternehmenssuche nahtlos miteinander verbinden und so die Information-Gap hoffentlich schließen können.

So eine Lösung muss vor allem administrierbar sein. Für die IT-Administratoren stellen wir einen Service bereit, mit dem man Datenquellen zentral indizieren kann - diese Indexquellen können dann komfortabel verwaltet und verteilt werden.

Das ganze wird Anfang nächsten Jahres mit dem Namen Lookeen 2010 auf den Markt kommen.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!

Frau überlegt beim Schreiben
Diese Regeln und Formulierungen helfen

Weiterlesen

Roter Hintergrund Mann mit Smarthone in der Hand
So geht's

Weiterlesen

Sie wollen ein Angebot oder die gratis Teststellung für die Unterweisung?

88 E-Learnings zu den Herausforderungen der aktuellen Arbeitswelt