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Interview mit Sirko Polster und Malte Wiemann, allhive

"allhive ist der Publikumsjoker im Internet"

Das allhive-Team macht sich auf seiner Plattform die Weisheit der Vielen zunutze, um möglichst genau Prognosen z. B. zur Entwicklung des DAX anbieten zu können. Im Interview mit förderland sprechen die beiden Mitgründer Sirko Polster und Malte Wiemann unter anderem über die Entstehung der Idee, Programmierer in Indien und die Potenziale des eigenen Portals.

Sirko Polster und Malte Wiemann, Mitgründer von allhive Sirko Polster und Malte Wiemann, Mitgründer von allhive

förderland: Hallo Herr Polster, Hallo Herr Wiemann – stellen Sie sich doch bitte kurz unseren Lesern vor!

Polster: Mein Name ist Sirko Polster. Ich bin 32 Jahre alt und wohne in Köln.

Wiemann: Und ich bin Malte Wiemann, 31, und wohne in Freiburg. Wir sind zwei der insgesamt fünf Teammitglieder von allhive.de. Die anderen verteilen sich auf Frankfurt und Stuttgart.

Polster: Wir sind aber nicht nur räumlich divers, sondern auch inhaltlich: allhive.de geht mit einem promovierenden Chemiker und Sicherheitsfanatiker (Malte), einem Schwarzgurt in Six Sigma und Karate (Helge), einem Strategen und Controller (ich), einem Vertriebsprofi mit Spezialgebiet Dienstleistungen (Paul) und einer Logistikexpertin (Nadine) an den Start.

allhive – Ihr aktuelles Projekt – "schlägt die Brücke zwischen tagesaktuellen Inhalten und fundierten statistischen Methoden", heißt es auf der Website. Wie funktioniert das genau?

Polster: allhive ist der Publikumsjoker im Internet. Ähnlich wie wöchentlich bei Günther Jauch erlebbar, sind wir überzeugt, dass viele zusammen mehr wissen als ein Individuum. Uns hat immer sehr überrascht und fasziniert, wie gut das Publikum bei "Wer wird Millionär" tippt.

Wiemann: Genau. Die Besonderheit bei allhive ist die Ausrichtung auf Prognosen, die in der Zukunft liegen. Das statistische Mittel (Median oder Mittelwert) der Antworten soll dem tatsächlichen Ergebnis sehr nahe kommen.

Polster: Gut lässt sich das Konzept an einer Beispielfrage erklären, die wir letzte Woche so gestellt haben. Ein allhiver fragte nach dem Stand eines Musteraktiendepots von boerse-online.de zu einem Stichtag in der Zukunft . Trotz der noch limitierten Gruppe von Beta-Testern lag die Prognose der Masse sehr nah am tatsächlichen Ergebnis. Die Abweichung war lediglich zwei Prozent vom eigentlichen Wert des Depots entfernt.

Keiner unserer Nutzer war dabei besser als die Prognose der Masse. Wer hier dem Publikumsjoker gefolgt ist, hat einen schönen Gewinn an der Börse einfahren können.

Wiemann: Die statistische Grundlage unserer Idee wurde übrigens schon 1907 erkannt. Damals fragte Francis Galton auf einer Landwirtschaftsmesse 787 Personen nach dem unbekannten Gewicht eines Ochsen. Mit nur 0,8% Abweichung wies er nach, dass Kollektiventscheidungen denen von Individuen überlegen sein können.

Welches Geschäftskonzept steckt dahinter? Wie wollen Sie Geld verdienen

Polster: Das Konzept des "Publikumsjokers im Netz" steht und fällt mit der Prognosegenauigkeit der allhive Community. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Je genauer der Stand eines Depots vorhergesagt werden kann, desto höher der Nutzen für die allhiver. Jeder auf allhive.de soll also aus dem Wissen des Schwarms einen echten Mehrwert im Privat- und Berufsleben ziehen können. Eine Vielzahl von Anwendungsbeispielen sind dabei denkbar; von A wie Anlage über B wie Bundesliga und W wie Wetter in Hamburg.

Wiemann: Diesen Mehrwert wollen wir vermarkten! Neben dem freien, mit den wichtigsten Grundfunktionen ausgestatteten Zugang wollen wir Premium-Mitgliedschaften anbieten, die den Nutzern erweiterte Funktionen ähnlich wie bei Xing zugänglich machen. Der Nutzer wird hier noch genauere Analysen durchführen können.

Polster: Des weiteren wollen wir Unternehmen die Möglichkeit bieten, auf allhive Prognosen einzustellen und den Kreis der Nutzer, die darauf antworten, einzuschränken. Zum Beispiel auf die allhiver, die den DAX in der Vergangenheit besonders gut prognostiziert haben.

Wiemann: Des weiteren wollen wir langfristig das komplette System Unternehmen anbieten, welche die allhive Plattform firmenintern einsetzen, um das verstreute Wissen Ihrer Mitarbeiter(innen) zu bündeln.

Wie ist die Idee zu allhive entstanden?

Wiemann: Die allhive Idee haben wir Helge zu verdanken, der nach der Lektüre von "Die Weisheit der Vielen" von James Surowiecki den Stein ins Rollen brachte. Hier fanden wir Hinweise darauf, dass der Publikumsjoker wirklich funktioniert.

Polster: Ein erster Test im Internet hat uns dann gezeigt, dass das Konzept wirklich Potenzial hat. Wir entwickelten eine provisorische Internetseite und stellten die Frage: Was ist die kürzeste Entfernung zwischen New York und Sydney?

Wiemann: Die beachtlichen 191 Antwortenden lagen nur 1,1 Prozent vom tatsächlichen Ergebnis entfernt. Dabei waren nur acht Teilnehmer besser als die Masse. Die Genauigkeit des Ergebnis hat uns vor allem auch überrascht, da einige allhiver auch Entfernungen wie 300.000 Kilometer eingegeben hatten. Das war der Beweis für uns, dass das Konzept funktionieren kann!

Gibt es noch weitere derartige Dienste (und falls ja, was haben Sie denen voraus) – oder handelt es sich bei allhive um eine echte Innovation?

Polster: Die Nutzung "Der Weisheit der Massen" ist generell noch sehr wenig entwickelt. Noch immer gibt man lieber viel Geld für Expertenstudien (z. B. zur Ölpreisentwicklung) aus, als das Wissen der Allgemeinheit zu nutzen.

Wiemann: Allerdings gibt es eine noch sehr kleine Gemeinschaft, die sich mit so genannten "Prediction Markets" beschäftigt. Hier handelt man allerdings wie auf Aktienmärkten eher kompliziert mit Prognosen. Wir bei allhive wollen die Sache einfach halten. Wichtig ist uns, dass die Prognosen aussagekräftig sind.

Polster: Da wir wissen, dass die allhive Community das Rückgrat für unsere Prognosen ist, wollen wir allhive zudem weitaus interaktiver als die anderen Angebote gestalten. An der Umsetzung dieser Interaktivität arbeiten wir gerade im Rahmen der Entwicklung der ersten Version. Vorab sei soviel verraten: Die Nutzer werden miteinander reden, sich austauschen und gegeneinander messen können.

Sie planen die Programmierung der nächsten allhive-Version nach Indien auszulagern? Wie kam es zu diesem Entschluss? Was versprechen Sie sich davon? Welche Chancen/Risiken beinhaltet dieser Schritt für Sie?

Wiemann: Bisher haben sich zwei Mitglieder um die Programmierung gekümmert. Da wir alle jedoch hauptberuflich einer anderen Tätigkeit nachgehen, können wir das System in seiner zunehmenden Komplexität nicht mehr betreuen. Für uns ist Indien eine kostengünstige Alternative und bietet einen guten Kompromiss zwischen Leistung und Bezahlbarkeit. Probleme sehe ich bei der räumlichen, kulturellen und sprachlichen Distanz, was zu Missverständnissen führen kann zwischen uns und den Entwicklern, die möglicherweise die Anforderungen nicht richtig umsetzen. Darüber hinaus bleibt uns wenig Zeit, mit ihnen zu sprechen – aufgrund der Zeitverschiebung.

Wie ist das bisherige Feedback der Nutzer?

Wiemann: Wir haben den Link zu unserer Seite erst einmal an Freunde und Familie geschickt und gezielt ehrliches und kritisches Feedback eingeholt. Das war sehr hart, aber vor allem konstruktiv. Es zeigt uns, dass noch sehr viel zu verbessern und zu tun ist. Dennoch: Genau dieses Feedback brauchen wir, um uns zu verbessern!

Polster: Die wichtigsten Aussagen waren für uns aber, dass die Tester sehr überrascht waren, dass die Idee wirklich funktioniert und dass sie allhive weiter nutzen und empfehlen wollen. Ausnahmslos alle freuen sich sehr auf die erste öffentliche Version von allhive.de.

Was steht in nächster Zeit auf Ihrer to-do-Liste?

Polster: Wir werden uns nun mit großer Intensität dem Themenbereich Marketing widmen und Wege finden, diesen Publikumsjoker einer breiten Öffentlichkeit bekannt und zugänglich zu machen.

Wiemann: Und natürlich steht der Go-Live der ersten öffentlichen Version von allhive.de Ende des Jahres auf dem Programm. Dazu müssen wir eng mit unseren indischen Kollegen zusammenarbeiten, und Helge wird es sich nicht nehmen lassen, selbst das ein oder andere fertig zu programmieren.

Vielen Dank für das Interview!

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