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Mezzanine

Jahresrückblick Mezzanine: Stagnation bis Rückgang/ Subprime-Krise erschwert Refinanzierung von Programm-Mezzanine

Der Markt für ungesicherte und damit dem wirtschaftlichen Eigenkapital zu rechenbaren Darlehen dürfte erstmals nach dem Boom der vergangenen Jahre in 2007 mit einem Rückgang abgeschlossen haben. 

Hierfür sind verschiedene Gründe verantwortlich:

1. Als Folge des in vielen Branchen bereits 2006 eingetretenen Aufschwungs dürfte der Bedarf tendenziell gesunken sein.

2. Es gibt Anzeichen einer Marktsättigung bei größeren Transaktionen im gehobenen Mittelstand. Indikator hierfür ist das erneut gesunkene Durchschnittsvolumen der ausgereichten Nachrangdarlehen (siehe Tabelle)

3. Unter dem Namen SME Growth konnte die in Kooperation mit Lehman Brothers arbeitende ConPair AG von Mai bis September 2007 dank schlankem Prüfungsprozess, sehr niedriger Prüfungskosten und größerer Risikobereitschaft 108 Unternehmen als Mezzanine-Nehmer gewinnen. Diese Unternehmen dürften den etablierten Anbietern bei der Komplettierung ihrer Programme gefehlt haben, weshalb es bis August nur zu zwei Verbriefungen kam. Die Verbriefungen dienen den Anbietern von Programm-Mezzanine (also standardisiertem Mezzanine) zur Refinanzierung.

4. Ab September verhinderte die Subprime-Krise und ihre Folgen (höhere Risikoaversion und gestiegene Risikoaufschläge, die so in den Programmen nicht kalkuliert waren) zumindest die Platzierung von SME Growth.

Als Folge der derzeit und vermutlich bis weit in 2008 hinreichenden Platzierungsstopp ist nicht absehbar, wann die 108 Unternehmen, die bei SME Growth eine Zusage erhalten haben, auch Geld erhalten werden. Es ist davon auszugehen, dass einige der betroffenen Unternehmen in ernsthafte Liquiditätsschwierigkeiten geraten werden. Die Initiatoren des als qualitativ gut zu bezeichnenden Programms, die ConPair AG sowie Lehman Brothers, kommen erst bei erfolgreicher Platzierung des 350 Millionen Euro großen Programms in den Genuss des fünf prozentigen Disagios. Ein Misserfolg wäre insbesondere für die ConPair AG, die bereits mehr als 1 Millionen Euro investiert haben dürfte, ein schwerer Schlag.

Die Commerzbank hat ihrerseits bereits angekündigt, die Teilnehmer ihres aktuellen Mezzanine-Programmes CB Mezz II direkt finanzieren zu wollen. Die betroffenen Unternehmen erhalten zwar umgehend Kapital, dies allerdings zu höheren Zinssätzen als diese bei einer Verbriefung möglich wäre. Ähnliches gilt EquiNotes III. EquiNotes wird von der Deutschen Bank und der IKB angeboten.

Da die IKB bekanntlich selber massive Probleme hat und sogar einen (Teil-) Verkauf ihrer Firmenkredite anstrebt, erscheint die Zukunft von equiNotes ungewiß.

Gewinner der Kreditkrise: Individuelles Qualitäts-Mezzanine

Als Gewinner der Kreditkrise kristallisieren sich zunehmend die Anbieter von individuellem Mezzanine heraus. Als Beispiel hierfür kann BayernMezzanine, der 100 Millionen EUro schwere Mezzanine-Fonds der BayernLB, genannt werden.

Bayern-Mezzanine verzeichnete im zweiten Halbjahr - also nach dem Beginn der Subpri-me-Krise - eine außerordentlich starke Nachfrage. Bemerkenswert dabei, so Peter Reger, Geschäftsführer des Fonds, sei das zunehmende Interesse von Unternehmen mit überdurchschnittlich guter Bonität. Diese schätzen das individuelle Mezzanine als weitgehend nach ihren Bedürfnissen gestaltbares Qualitätsprodukt, welches umter anderem schon heute die "Kriegskasse" für die nähere Zukunft sichert.

Der auf großvolumige Finanzierungen spezialisierte Fonds European Capital meldet seit Beginn der Subprime-Krise eine starke Zunahme an Anfragen von Finanzinvestoren. Der für die Finanzinvestoren günstigere Bankkredit versiegt zunehmend.

Insolvenzen von Mezzanine-Nehmern

Die Anbieter von Programm-Mezzanine dürften 2007 von nur zwei größeren Insolvenzen betroffen gewesen sein: Die Schuhfabrik Erik Rohde KG hatte Gelder der Programme PREPS 2004-2, PREPS 2005-2 (beide HVB) und CBMezzacap 1 (Commerzbank) aufgenommen. Der Automobilzulieferer ISE Innomotive Systems Europe GmbH war von EquiNotes 2005-1 sowie StaGe Mezzanine (WestLB) finanziert worden. Bei der von H.E.A.T (HSBC) mit fast 12 Mio€ finanzierten Emprise AG trat zwar die Überschuldung ein, durch die Zurechnung des Mezzanines als wirtschaftliches Eigenkapital konnte die Insolvenz jedoch verhindert werden.

Ausblick 2008

Für das neue Jahr ist mit einer Konsolidierung beim Programm-Mezzanine zu rechnen. Zwecks breiterer Risikostreuung dürfte eine Mezzanine-Verbriefung künftig eher ein Mindestvolumen von Richtung 500 Millionen Euro haben. Dieses Volumen kann nur durch den Zusammenschlüsse bisheriger Programme realisiert werden. Da zwischenzeitlich die Risikoprämie gestiegen ist, dürften die Zinsen tendenziell ansteigen. Der Hauptwettbewerbsvorteil der Standard-Programme gegenüber den individuellen Programmen sinkt hierdurch.

Autor: Guido Bruch

Guido Bruch verfügt über eine rund 15 jährige Erfahrung im Bereich der Mittelstandsfinanzierung, ist Betreiber des führenden Mezzanine-Portals Mezzanine-Bericht.de und geschäftsführender Gesellschafter der auf die Finanzierung von Unternehmen spezialisierten Equity Advice GmbH (http://www.equity-advice.de).

Bruch hat eine höhere zweistellige Anzahl an teilweise sehr komplexen Investitionsvorhaben im Auftrag von Unternehmen für Kredit- und Mezzanine-Anfragen beschrieben und mit der bestehenden Finanzierungsstruktur abgestimmt. Darüber hinaus arbeitet er regelmäßig für Kreditinstitute sowie Steuerberater/ Wirtschaftsprüfer. Bei der Konzeptionierung eines Mezzanine-Fonds war er involviert.

Kontakt:
Mezzanine-Bericht.de
Guido Bruch
Josef-Kyrein-Str. 4
D-85579 Neubiberg/ München

Tel: 0170 834 0816
gbruch@mezzanine-bericht.de
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